Die Minutenrepetition ist eine Komplikation bei mechanischen Uhren, welche die Uhrzeit akustisch wiedergibt. Hierfür besitzen die Uhren ein unabhängiges Schlagwerk, das mithilfe zweier kleiner Hämmerchen unterschiedlich hohe Töne für Stunden, Viertelstunden und Minuten schlägt.

Eine Taschenuhr mit Minutenrepetiton von Jaeger-LeCoultre, vermutlich 1895.

Eine Taschenuhr mit Minutenrepetiton von Jaeger-LeCoultre, vermutlich 1895.

Die uhrmacherische Komplikation der Minutenrepetition als »läutende« Zeitanzeige entstand im 17.Jahrhundert, also lange bevor es elektrisches Licht gab, weshalb das Ablesen der Uhrzeit schwierig war, wenn es dunkel wurde. Die ersten Schlaguhren waren so genannte »stumme« Uhren mit einem Stundenschlag ans Gehäuse, das man in der Hand halten musste, um die Zeit zu erfühlen.

Eine akustische Komplikation

Für die Konzeption einer Minutenrepetition ist auch die Arbeit eines Akustikers nützlich, der für perfekten Klang sorgt. Nach der Montage des Schlagwerks erfolgt die Abstimmung der Klangfarbe in zwei Phasen: harmonisch und melodisch. In einem speziell für diese akustische Zeitanzeige eingerichteten schalldichten Raum sucht der Spezialist zunächst nach der Resonanzfrequenz jeder Klangfarbe.

Der Klang einer jeden Minutenrepetition ist individuell und einzeln abgestimmt.

Der Klang einer jeden Minutenrepetition ist individuell und einzeln abgestimmt.

Sobald diese Note ermittelt ist, wird eine Melodie gesucht, die der Klangsignatur der jeweiligen Marke am besten entspricht. Da jeder Zeitmesser von Hand gefertigt wird, unterscheidet sich die Akustik subtil von einer Uhr zur anderen, was diese Komplikation noch einzigartiger macht.

Die Uhr lernt »Sprechen«

Die Uhrmacher übertrafen sich gegenseitig in ihrem Einfallsreichtum, um eine Uhr zu entwickeln, die auf Verlangen die aktuelle Zeit ertönen ließ. Die Lösung war die Erfindung der ersten Taschenuhren mit Minutenrepetition um 1680. Dabei erklingt ein tiefer Ton für die Anzahl Stunden, gefolgt von einem tiefen und hohen Ton für jede Viertelstunde sowie hohen Tönen für die Minuten. Als herausragender Techniker begeisterte sich Abraham-Louis Breguet schnell für das Thema und suchte nach Möglichkeiten, diesen Mechanismus zu verbessern.

Die Taschenuhr von Audemars Piguet aus dem Jahr 1971 besitzt einen Ewigen Kalender, einen Schleppzeigerchronographen und eine Minutenrepetition.

Die Grande Sonnerie von Audemars Piguet aus dem Jahr 1971 besitzt einen Ewigen Kalender, einen Schleppzeigerchronographen und eine Minutenrepetition.

Von 1783 an konstruierte er die ersten Taschenuhren mit Minutenrepetition, deren Hämmer auf eine Blattfeder statt auf die zuvor verwendeten Glocken schlugen. Sie schlug Stunden, Viertelstunden und Minuten.

Um eine Minutenrepetition in einer Armbanduhr zu verwirklichen, hier das Kaliber 2956 von Audemars Piguet, muss die Konstruktion um ein Vielfaches verkleinert werden.

Um eine Minutenrepetition in einer Armbanduhr zu verwirklichen muss die Konstruktion um ein Vielfaches verkleinert werden.

Zunächst waren diese Blattfedern gerade und quer über der hinteren Platine angebracht, später umspannten sie den Umfang des Uhrwerks. Dies hatte den Vorteil, dass die Schlagwerkuhren erheblich flacher gebaut werden konnten und gleichzeitig einen klareren und harmonischeren Klang erzeugten.

Die Grande Sonnerie schlägt die Uhrzeit auch zu jeder vollen Stunde

Eine Grande Sonnerie schlägt die Stunden, Viertelstunden und Minuten nicht nur auf Wunsch, wie eine traditionelle Minutenrepetition, sondern ganz automatisch jede volle Stunde und jede Viertelstunde, wie eine Kirchturmuhr. Im Gegensatz dazu erfolgt das Schlagen der Petite Sonnerie nur zur vollen Stunde. Anfang 2000 entwickelte Patek Philippe einen neuen Schlagwerkmechanismus, der ein anderes akustisches Klangerlebnis bietet: das »Kathedralen«-Schlagwerk

Meist führt ein Schieber bei neun Uhr, hier bei der Referenz 5178-G01 von Patek Philippe, dem Schlagwerk die nötige Energie zu und löst es beim Loslassen aus.

Meist führt ein Schieber bei neun Uhr, hier bei der Referenz 5178-G01 von Patek Philippe, dem Schlagwerk die nötige Energie zu und löst es beim Loslassen aus.

Die »Kathedralen«-Tonfeder ist bedeutend länger als herkömmliche Tonfedern. Sie wird fast zweimal um das Uhrwerk herumgewickelt und ist damit doppelt so lang wie eine klassische Tonfeder. Das Ergebnis ist ein voller Klang mit einem besonders langen Nachhall.

So funktioniert eine Minutenrepetition

Ein Minutenrepetitionsmechanismus besteht aus über 100 eigens konstruierten Einzelteilen, von denen jedes mit extrem genauen Toleranzen gefertigt werden muss. Die meisten Minutenrepetitionen besitzen zwei Tonfedern, die von einem versierten Uhrmacher von Hand justiert werden müssen, um in völliger Harmonie zu erklingen. Auch die Anschlagsdynamik jedes einzelnen Hammers muss individuell justiert werden, damit er nicht zu stark an die Feder schlägt und sie überlastet. Für einen Uhrmacher bedeutet der Zusammenbau zwischen 200 bis 300 Stunden Arbeit.

Die Klangfeder der Richard Lange Minutenrepetition von A. Lange & Söhne.

Die Klangfeder der Richard Lange Minutenrepetition von A. Lange & Söhne.

Schon der Einbau in eine Taschenuhr erfordert höchste Geschicklichkeit, ihn jedoch in eine Armbanduhr zu integrieren, erhöht die Komplexität der Aufgabe um ein Vielfaches, weil das vergleichsweise kleine Gehäuse eine weitere Miniaturisierung der ohnehin schon extrem kleinen Einzelteile verlangt.

Montage einer Tonfeder in die Minutenrepetition 7637 von Breguet.

Montage einer Tonfeder in die Minutenrepetition 7637 von Breguet.

Ein Repetitionsschlagwerk ist wie das Gehwerk ein unabhängiges Räderwerk: Es besitzt also eine eigene Aufzugsfeder, viele Zahnräder und eine eigene Hemmung, die das Ablaufen des Schlagwerkes ausbremst. Für das Starten des Schlagwerkes verfügen die meisten Uhren mit Minutenrepetition über einen Drücker oder Schieber, der die Aufzugsfeder – also den Energiespeicher – aufzieht.

Woher weiß die Uhr wie spät es ist?

Damit der Zeitmesser nicht die falsche Uhrzeit akustisch wiedergibt, besitzt er eine sogenannte »Tout ou rien-Vorrichtung«, was übersetzt so viel wie »alles oder nichts« bedeutet. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass das Schlagwerk nur auslöst, wenn der Schieber oder Drücker vollständig betätigt wurde. Eine Minutenrepetition muss die aktuelle Uhrzeit erfassen, weil in Abhängigkeit der Zeigerpositionen immer eine andere akustische Anzeige erfolgt Nachdem die sogenannten Rechen – Kreissegmente mit Zähnen – die Uhrzeit abgetastet haben, schlagen die kleinen Hämmerchen auf die Tonfedern und es ertönen zarte Klänge.

 

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