Zum 100. Geburtstag seiner Astronomischen Kunstuhr hat das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte im September 2025 eine Sonderausstellung eröffnet, die sich dem bedeutenden Exponat der Sammlung widmet.
Wer das Deutsche Uhrenmuseum im sächsischen Glashütte betritt, erblickt gleich nach Durchschreiten des Eingangsportals die Astronomische Kunstuhr von Hermann Goertz. Sie beeindruckt nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch die Vielzahl an Anzeigen, die einen ausgeklügelten Mechanismus hinter dem prächtigen Zifferblatt vermuten lassen.
Im Oktober 1925 wurde sie von ihrem Erbauer Hermann Goertz nach reichlich drei Jahrzehnten Bauzeit fertiggestellt. Begleitet wird die Ausstellung durch eine eigene App. Audiodateien zu den einzelnen Themenschwerpunkten ermöglichen es, sich noch besser in die Zeit der Entstehung der Uhr hineinzuversetzen. Passend dazu können kleine Rätselaufgaben gelöst werden.
Die Astronomische Kunstuhr in Zahlen
Das monumentale Gehäuse der Astronomischen Kunstuhr aus Mahagoniholz misst in Höhe, Breite und Tiefe 250 mal 150 mal 50 Zentimeter. Die Antriebsgewichte für Gehwerk und Schlagwerk wiegen 12,5 und 20 Kilogramm, das
Sekundenpendel insgesamt 12 Kilogramm. Das Schlagwerk schlägt mit einem Doppelschlag jede Viertelstunde und zu jeder vollen Stunde mit einem einfachen Schlag die Stundenzahl.
Das Uhrwerk und das Zifferblatt zusammen genommen verfügen über 1.756 Einzelteile; darunter 122 Räder und Triebe, 54 Hebel und Federn, 13 Lagersteine und zwei Steinpaletten des Ankers, 424 Schrauben und Muttern, 17 Zeiger, zwei Anzeigenscheiben, drei Ziffernringe und eine Anzeigekugel. Allein für die Herstellung des Zifferblattes waren seinerzeit etwa 700 Teile nötig.
Auf dem Gesamtzifferblatt, welches über acht Einzelzifferblätter für die Zeit-, Kalender- und astronomischen Anzeigen verfügt, können insgesamt 20 Angaben abgelesen werden. Dazu zählen Stunde, Minute, Sekunde, ein Ewiger Kalender mit Angabe von Tag, Wochentag, Monat, Jahr, Schaltjahr, die Äquation (Zeitgleichung) und die Gangdauer-Anzeigen für Gehwerk und Schlagwerk.

Das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte befindet sich in der ehemaligen Deutschen Uhrmacherschule in der Ortsmitte.
Die astronomischen Anzeigen liefern das Mondalter, den Mondlauf, die Mondphase, die Zeiten des Sonnenauf- und Sonnenuntergangs mit der mittleren Glashütter Ortszeit. Das Sternhimmelblatt bildet den aktuell sichtbaren Teil des Sternenhimmels über Glashütte sowie den realen Stand der Sonne zu den Sternbildern und im Tierkreis ab.
Hermann Goertz – der Schöpfer der Astronomischen Kunstuhr
Der im ehemaligen Westpreußen geborene Hermann Goertz wanderte nach dem Tod seines Vaters gemeinsam mit seiner Familie in eine Mennonitensiedlung am Dnjepr aus, in der er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Den Uhrmacherberuf erlernte er in Berdjansk in der Ukraine. Hier legte Goertz die Meisterprüfung ab, heiratete die Tochter seines Lehrmeisters und übernahm dessen Uhrengeschäft. Hermann Goertz wollte selbst Uhren konstruieren. 1892 begann er mit den Arbeiten an seiner Kunstuhr.

Die astronomischen Anzeigen liefern das Mondalter, den Mondlauf, die Mondphase, die Zeiten des Sonnenauf- und Sonnenuntergangs mit der mittleren Glashütter Ortszeit.
Nach Gesellenjahren in Odessa ging er in die aufstrebende Universitätshauptstadt Charkow, in der er ein frei gewordenes Uhrengeschäft übernahm und erfolgreich führte. Die russische Revolution zwang ihn 1917/18 zur Flucht. Mit wenigen Habseligkeiten – darunter das spätere Oberwerk der Kunstuhr – übersiedelte er nach Glashütte. Hier schrieb er sich als inzwischen bereits 56-Jähriger an der Deutschen Uhrmacherschule ein, an der er später auch eine Tätigkeit als Lehrbeistand aufnahm.
Am 17. Oktober 1925 beendete Hermann Goertz die Arbeiten an seiner »großen Uhr«, an der er insgesamt 33 Jahre gearbeitet hatte. 1928 verkaufte er die Uhr an den Freistaat Sachsen, der sie der Deutschen Uhrmacherschule als Lehrmittel schenkte. Nach einem Schlaganfall im Jahr 1937 verbrachte Goertz seine letzten Lebensjahre in einem Pflegeheim in Aue. Er starb am 27.Dezember 1944.
Deutsches Uhrenmuseum Glashütte, Schillerstraße 3a, 01768 Glashütte, geöffnet Mittwoch bis Sonntag von 10:00 bis 17:00 Uhr





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