Diese zum Zeitpunkt ihres Erscheinens im Jahr 1900 als »komplizierteste Uhr der Welt« geltende Universal-Uhr ist eine Taschenuhr, welche die verzweigte Zusammenarbeit in der Uhrenindustrie demonstriert.

Die Uhr besitzt, neben weiteren Funktionen, einen Ewigen Kalender, eine Minutenrepetition, eine Grande Sonnerie Carillon, einen Weckmechanismus sowie einen Split-Seconds-Chronographen mit einem einzigen Drücker für insgesamt fünf Zeiger.

Die Universal-Uhr besitzt, neben weiteren Funktionen, einen Ewigen Kalender, eine Minutenrepetition, eine Grande Sonnerie Carillon, einen Weckmechanismus sowie einen Split-Seconds-Chronographen mit einem einzigen Drücker für insgesamt fünf Zeiger.

Die Arbeiten wurden von Audemars Piguet & Cie. für den deutschen Uhrenhändler Johannes Dürrstein (1845-1901) ausgeführt, der 1874 in Dresden das Uhrengeschäft Dürrstein & Comp. und 1893 die Union-Manufaktur in Glashütte gegründet hatte.

Julius Bergter war von der Gründung bis 1919 technischer Leiter von Union Glashütte.

Julius Bergter war von der Gründung 1893 bis 1919 technischer Leiter von Union Glashütte.

Obwohl die beiden Unternehmen so weit voneinander entfernt lagen, arbeiteten sie bei der Entwicklung und Gestaltung dieses einzigartigen Zeitmessers zusammen. Dürrstein hatte seinen Meisteruhrmacher Julius Bergter damit beauftragt, ein Werk zu konstruieren, welches die uhrmacherische Kompetenz der noch jungen Manufaktur demonstrieren sollte.

Julius Bergter verantwortete die erste Grand Complication im Jahr 1893 zur Weltausstellung in Chicago und die Jubiläumsuhr von 1895.

Julius Bergter verantwortete die erste Grand Complication im Jahr 1893 zur Weltausstellung in Chicago und die Jubiläumsuhr von 1895.

Es galt, die erste Grande Complication von 1893 und die drauf basierende Jubiläumsuhr von 1895 zu übertreffen, mit der 50 Jahre Uhrmacherei in Glashütte gefeiert worden waren. Konzept und Aufbau dieses Uhrwerks waren deshalb so bemerkenswert, weil das Kaliber von vielen verschiedenen Uhrmachern und Handwerkern aus dem Vallée de Joux nach dem so genannten »Etablissage-System« hergestellt worden war.

Die Universelle galt 1900 als­ »kompliziertesten Taschenuhren der Welt«. In ihrem Inneren tickt ein Kaliber mit insgesamt 1.168 Komponenten und 19 Komplikationen. Heute befindet sie sich mit der Inventar-Nummer 1713 in der Heritage-Kollektion von Audemars Piguet.

Die Universelle galt 1900 als­ »kompliziertesten Taschenuhren der Welt«. In ihrem Inneren tickt ein Kaliber mit insgesamt 1.168 Komponenten und 19 Komplikationen..

Das entsprach dem von Ferdinand Adolph Lange im Jahr 1845 in Glashütte etablierten »Verlagssystem«. Dabei werden die einzelnen Komponenten nicht hausintern produziert, sondern von externen Zulieferern eingekauft und montiert. Diese Organisationsform war gegen Ende des 19. Jahrhunderts allgemein üblich.

Das Rohwerk für die Universal-Uhr lieferte Louis Elisée Piguet.

Das Rohwerk für die Universal-Uhr lieferte Louis Elisée Piguet.

Einer dieser Zulieferer war Louis Elisée Piguet (1836-1924), gemäß der damaligen Tradition im Vallée de Joux seinerseits Sohn eines Uhrmachers. Nachdem er seine Lehre in Genf absolviert hatte, eröffnete Louis Elisée seine eigene Werkstatt und arbeitete für verschiedene Hersteller im Tal, unter anderem für Audemars Piguet & Cie. Er fertigte seine ersten Uhren an, die Unikate waren und beherrschte komplizierte Kaliber in Perfektion, darunter eine der raffiniertesten Komplikationen überhaupt: die Grande Sonnerie.

In der Deutschen Uhrmacher Zeitung Nr.23 von 1901 wurde die Universal-Uhr« beworben.

In der Deutschen Uhrmacher Zeitung Nr.23 von 1901 wurde die Universal-Uhr« beworben.

Die Enthüllung auf der Leipziger Uhren-Ausstellung im Jahr 1900 war eine Sensation. Das unter der Bezeichnung »Universal-Uhr« präsentierte Meisterwerk fand großes Echo in der Presse und wurde für 12.000 Mark angeboten. Der durchschnittliche Jahreslohn eines Arbeiters lag damals bei 800 bis 1.200 Euro.

Von 2012 bis 2016 waren zwei Uhrmacher aus dem Restaurationsatelier von Audemars Piguet mit der Restaurierung der Universal-Uhr beschäftigt.

Von 2012 bis 2016 waren zwei Uhrmacher aus dem Restaurationsatelier von Audemars Piguet mit der Restaurierung der Universal-Uhr beschäftigt.

Obwohl es damals keinen Käufer fand, nahm es im Katalog der deutschen Firma bis in die 1920er Jahre hinein einen prominenten Platz ein. Danach verschwand es mysteriöserweise wieder von der Bildfläche.

Die Universal-Uhr diente Audemars Piguet als Inspiration für die 2023 vorgestellte Code 11.59 Universelle RD#4.

Die Universal-Uhr diente Audemars Piguet als Inspiration für die 2023 vorgestellte Code 11.59 Universelle RD#4.

Die Uhr tauchte erst 1993 wieder auf, als ein britischer Sammler sie bei einer Versteigerung von Sotheby’s erwarb. 2016 kaufte die Manufaktur aus Le Brassus eine Sammlung historischer Uhren mit der Signatur von Audemars Piguet auf.

Das Museum von Audemars Piguet befindet sich in einem spiralenförmigen Gebäude in Le Brassus.

Das Museum von Audemars Piguet befindet sich in einem spiralenförmigen Gebäude in Le Brassus.

Eines dieser Wunderwerke der Mechanik war die »L’Universelle«. Seit 2020 kann sie im Zentrum des spiralenförmigen Baus des Musée Atelier bewundert werden.

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