In einem Livestream gab Messechef Michel Loris-Melikoff die Zahlen der zu Ende gegangenen Baselworld bekannt. Trotz zuvor eingespielter Videos von Patek Philippe, Chopard und Zenith, welche erwartungsgemäß die Baselworld lobten, fielen die Zahlen ernüchternd aus: Mit 81.200 Besuchern war ein Rückgang von 22 Prozent zum Vorjahr zu verzeichnen. Die auf 520 Aussteller gesunkene Teilnehmerzahl fiel mit 20 Prozent Minus zum Vorjahr vergleichsweise moderat aus, blickt man einige Jahre zurück, lag die Zahl aber noch bei über 2.000 Ausstellern. Auch die Anzahl an Medienvertretern vor Ort sank um zwölf Prozent auf 3.300.
Demgegenüber sei aber ein zwölfprozentiger Anstieg der Reichweite in der digitalen Berichterstattung gegenüber gestanden. Über die Art der Messung wurde nichts verlautet. Als Erfolg bezeichnete Loris-Melikoff die Show-Plaza in der Halle 1.2, es brauche mehr Platz für Events, Berichterstattung und Shows. Auch das Hospitalityy-Programm mit 75 teilnehmenden Hotels und 30 Restaurants, welche auf Preiserhöhungen während der Baselworld verzichtet hätten, bezeichnete er als Schlüssel für die Zukunft. Es folgte ein Video zur Vision, wie die Baselworld sich von einer Verkaufsveranstaltung zu einer Geschäftsplattform wandeln möchte, die mit Live-Events, neuen Lounges, neuen Restaurants, besseren Arbeitsbedingungen für die Presse und live übertragenen Konferenzen, Influenzer- und Sammler-Events sowie CEO-Talks auch Endkunden mehr bieten möchte. Ein Einzelhandelsgipfel war schon dieses Jahr geplant, kam aber aus nicht näher benannten Gründen nicht zustande. Ein E-Concierge kann demnächst Flug, Hotel und Transfer sowie Besuche in Basel und die Teilnahme an Messeveranstaltungen organisieren. Rund um die Welt möchte man mit Pop-Up-Events die Industrie besser vernetzen.
All das koste viel Geld und es werde nicht alles gleichzeitig realisierbar sein, so Loris-Melikoff weiter. Die Messegesellschaft gibt sich eine Transferperiode von drei Jahren. Beim Thema Geld angekommen, verkündete der Messechef auch nach unten korrigierte Preise für die Ausstellungsflächen.
Die Einnahmeverluste möchte er ausgleichen, indem er kleinen und mittleren Unternehmen bestehende und zukünftig zu entwickelnde digitale Marketingdienstleistungen auf der Plattform offeriert. Die nächste Baselworld findet vom 20. April bis 5. Mai 2020 statt.
Die diesjährige Baselworld hat mich schon ein wenig erschüttert. Die Leerstellen waren nicht zu übersehen und viele Marken habe ich persönlich schmerzlich vermisst. Dass die Beete mit Frühlingsblumen und die Dixie-Band am Abend gestrichen wurden, erschien allen Verbliebenen als Fehlentscheidung. Aber das Messemanagement gibt sich aufgerüttelt und geläutert und präsentiert die Messe als digitale Plattform der Zukunft, die eine Woche physisch geöffnet ist. Das wird eine hohe Investitionsbereitschaft seitens der Eigentümer der öffentlichen Hand voraussetzen, die erst einem monumentalen Gebäude zugestimmt haben. Mal sehen. Im hochgelobten neuen Pressezentrum wollte ich mir den USB-Stick abholen, auf dem alle Presseinfos der Schweizer Aussteller versammelt sind. Sehr praktisch in Zeiten, in denen das Hotel-WLAN mit einem Download-Filter ausgestattet zu sein scheint. Als Antwort wurde ich gefragt, ob ich mich dafür registriert hätte – die Sticks seien vorbestellt. Man scheint im Umgang mit den Medien doch noch nicht ganz verstanden zu haben, wer hier eigentlich wem dient.
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