Die Geschichte der Familie wie der Firma Panerai ist eng mit der Fertigung von Präzisionsinstrumenten für das italienische Militär verbunden. Auf der historischen Ponte alle Grazie in Florenz eröffnete die Familie im Jahr 1860 ein Uhrengeschäft, die auch als Werkstatt diente.
Unter der Leitung des Gründers Giovanni Panerai expandierte das Geschäft und wechselte mehrmals den Standort, bevor es schließlich in den Erzbischöflichen Palast auf der Piazza San Giovanni zog, wo es unter dem Namen »Orologeria Svizzera« operierte.
Hier befindet sich heute der historische Flagship-Store der Florentiner Uhrenmarke. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Officine Panerai von der königlichen italienischen Marine mit der Lieferung von Präzisionsinstrumenten beauftragt.
Die Geschichte von Panerai
Unter Leitung von Guido Panerai, dem Enkel des Unternehmensgründers, entstand 1916 das patentierte Radiomir, eine Substanz auf Radiumbasis, die »selbstleuchtende Visiere für den nächtlichen Abschuss von Torpedos und das Abfeuern von Waffen im Allgemeinen« ermöglichte. Aus einem Archivbeleg geht hervor, dass 1935 der Prototyp der Radiomir als militärische Taucheruhr präsentiert wurde.
Benannt nach dem von Guido Panerai entwickelten patentierten Leuchtstoff, besaß die Uhr einen Durchmesser von 47 Millimetern. Ihre großzügigen Abmessungen und ihre Kissenform mit den zum Schutz des Zifferblatts geformten Seiten machten sie äußerst widerstandsfähig. Gleichzeitig gewährleistete die dreiteilige Konstruktion mit verschraubtem Gehäuseboden und verschraubter Aufzugskrone maximale Wasserdichtheit. Zu den weiteren Merkmalen gehörten die direkt mit dem Gehäuse verschweißten Bandanstöße sowie ein breites, wasserfestes Armband. Es war lang genug, damit die Froschmänner sie über den Taucheranzügen bei ihren Einsätzen in den oftmals trüben Gewässern in der Nähe der Militärhäfen tragen konnten.
Die Panerai Radiomir mit Sandwich-Zifferblatt
Beim Sandwich-Zifferblatt werden zwei Scheiben übereinander gelegt, wobei die untere mit einer leuchtenden Substanz bedeckt ist und eine dazwischen liegende transparente Perspex-Scheibe optimalen Schutz für die selbstleuchtende Paste bietet. Dadurch enthielt das Zifferblatt eine so große Menge an selbstleuchtender Substanz, dass die Unterwasserkommandos es manchmal sogar mit Schlamm oder Algen bedecken mussten, um bei ihren nächtlichen Einsätzen nicht entdeckt zu werden.
Die radiumbasierte Substanz wurde dann nach und nach durch eine ebenfalls von Officine Panerai erfundene Substanz auf Tritiumbasis ersetzt: Luminor.
Sie war ausschließlich für den militärischen Einsatz bestimmt und wurde am 11. Januar 1949 für »in jeglicher Weise leuchtende, fluoreszierende, phosphoreszierende und ähnliche Produkte« patentiert.
In den 1950er Jahren wurde das Gehäuse dicker und die Bandanstöße direkt aus demselben Stahlblock wie das Gehäuse geformt. Eine Monoblock-Konstruktion ersetzte die bis dahin verwendeten Drahtösen.
Die Geschichte der Panerai Luminor
1956 entstand dann eine neue Taucheruhr mit der Referenz GPF 2/56, die später als »Egiziano« oder »Ägypterin« bekannt wurde. Zu ihren Innovationen zählten ein Gehäuse mit einem Durchmesser von 60 Millimeter, eine skalierte drehbare Lünette zur Berechnung der Tauchzeit, das Angelus-Kaliber aus Schweizer Fertigung mit einer Gangreserve von acht Tagen und das heute wohl charakteristischste Panerai Element: die Kronenschutzvorrichtung. Der Kronenschutz wurde im selben Jahr patentiert. Die Weiterentwicklung der Details – von den Gehäuseabmessungen bis zur Verwendung einer neuen Leuchtmasse – führte in den 1960er Jahren schließlich zur Einführung der Luminor mit ihrem charakteristischen kissenförmigen Gehäuse, der breiten und flachen Lünette und der Kronenschutzvorrichtung.
Panerai wird für die Öffentlichkeit zugänglich
Die ausschließlich für das Militär gefertigten Uhren wurden von den Streitkräften bis Anfang der 1970er Jahre genutzt, wobei Technologien und Design durch das Militärgeheimnis geschützt waren. Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden die Modelle für die Öffentlichkeit zugänglich und Officine Panerai wagte den Sprung auf den zivilen Uhrenmarkt.
Die Marke lancierte drei Kollektionen, die aus insgesamt zehn Modellen in limitierten Auflagen bestanden: die 44-Millimeter-Uhren Luminor und Luminor Marina sowie den 42-Millimeter-Chronographen »Mare Nostrum«, der sich von den historischen Modellen inspiriert zeigte, die einst für die Unterwasserkommandos der italienischen Marine geschaffen wurden und sich schnell zu begehrten Sammlerobjekten entwickelten. 1996 bestellte der US-Schauspieler Sylvester Stallone eine Panerai Sonderanfertigung, die er im Film Daylight trug. Es entstand eine Serie von Uhren mit der Bezeichnung Luminor Slytech, in Anspielung auf den Spitznamen »Sly« des Schauspielers.
Die Richemont-Gruppe übernimmt
1997 übernimmt die Vendome Group – heute Richemont Group – Panerai und brachte die erste Vendome Special Edition in sechzig Exemplaren auf den Markt: das Modell PAM 21 mit kissenförmigem Gehäuse aus Platin und verschraubter Aufzugskrone.
Mit der Übernahme öffnete sich die Traditionsmarke Panerai der Gegenwart: von der Neueröffnung der historischen Boutique auf der Piazza San Giovanni bis hin zur Einweihung der Panerai Manufaktur in Neuchâtel im Jahr 2002.
2005 brachte Panerai sein erstes eigengefertigtes Uhrwerk auf den Markt: Das Kaliber P.2002 mit Handaufzug, einer GMT-Funktion und – wie bei den Angelus- Uhrwerken der 1950er Jahre – einer Gangreserve von acht Tagen.
Heute verfügt Panerai über 170 Boutiquen weltweit und einer Reihe patentierter Uhrwerke aus Eigenfertigung.
Hinterlasse einen Kommentar