Das Genfer Siegel (auch Genfer Punze oder französisch Poinçon de Genève) ist ein gesetzlich geschütztes Qualitätssiegel und Ursprungsnachweis für mechanische Uhren, die im Kanton Genf hergestellt, zusammengebaut, reguliert und geprüft werden.

Die Rechte am Genfer Siegel liegen beim Kanton Genf, der die Vergabe an die Stiftung Timelab vergeben hat.
Es gilt als eine der ältesten und prestigeträchtigsten Zertifizierungen in der Uhrmacherei. Das Genfer Siegel wurde 1886 im Kanton Genf als gesetzlich geschütztes Qualitätssiegel und Herkunftsnachweis für mechanische Uhren eingeführt.
Die Einführung erfolgte als Reaktion auf die steigende Konkurrenz und Qualitätsbedenken, insbesondere um den Ruf der Genfer Uhrmacher zu schützen und Missbrauch der Herkunftsbezeichnung »Made in Geneva« durch Trittbrettfahrer zu verhindern. Eine Gruppe von Uhrmachern gründete 1873 die Union des Horlogers, aus der später die Société des Horlogers de Genève entstand. Diese trieb die Einführung eines freiwilligen Kontrollgesetzes voran, das 1886 verabschiedet wurde.
Es schrieb strenge Qualitätsanforderungen vor, die von Genfer Uhrwerken erfüllt werden müssen, um das Siegel tragen zu dürfen. Seit der großen Neufassung der Regeln im Jahr 2012 ist das Siegel nicht nur ein Herkunftsnachweis, sondern auch eine umfassende Qualitätszertifikation mit konkreten funktionalen und ästhetischen Anforderungen, die weit über das ursprüngliche reine Ursprungszeugnis hinausgehen. Die wichtigsten Kriterien für das Genfer Siegel umfassen unter anderem:
- Produktion und Montage des Uhrwerks ausschließlich im Kanton Genf
- Höchste Qualität bei allen Bestandteilen des Uhrwerks
- Polierte und geschliffene Stahlkanten, Schraubenköpfe und Oberflächen
- Verwendung vorgeschriebener Rubinlager
- Verbot bestimmter mechanischer Bauteile wie Drahtfedern
- Ganggenauigkeit von unter einer Minute Abweichung pro Tag über sieben Tage
- Funktionstests von Kalender und Gangreserve (mindestens 24 Stunden)
- Wasserdichtigkeit für mindestens 24 Stunden (mindestens 3 bar oder 30 Meter Tiefe)
- Prüfung auch der ästhetischen Verarbeitung aller Teile, die das Uhrwerk betreffen
Zu den ästhetischen Kriterien aus dem letzten Punkt gehört die Oberflächenveredelung des Uhrwerkes. Alle sichtbaren Flächen von Brücken und Platinen müssen mit spezifischen Dekorationsarten versehen sein, wie zum Beispiel Genfer Streifen,
Anglierung (Abschrägung und Politur von Kanten) und Perlschliff auf den Platinen. Schraubenköpfe müssen poliert oder kreisgeschliffen mit abgeschrägten Kanten und Schlitzen sein. Die Vergabe und Überwachung erfolgt durch die 2012 eigens gegründete Stiftung Timelab, die in Genf die Einhaltung der strengen Maßstäbe kontrolliert. Timelab ist eine vom Kanton Genf mandatierte, unabhängige Organisation, die für die Kontrolle, Vergabe und Überwachung des Genfer Siegelsverantwortlich ist.
Regelmäßige Audits und technische Prüfungen sichern die Qualität und Herkunft der Uhren mit diesem Siegel. Timelab ist eine akkreditierte Produkttest- und Zertifizierungsstelle, die auch als Labor für Messungen und Prüfungen an Uhren agiert.
Hinterlasse einen Kommentar