Am Anfang einer guten Geschichte steht eine schöne Legende. Im Jahr 1665 brachte ein Pferdehändler dem jungen Schmied Daniel Jean Richard eine defekte Taschenuhr. Dieser reparierte sie nicht nur, sondern kopierte das mechanische Wunderwerk einer Londoner Manufaktur und fertigte in der Folge selbst Zeitmesser. La Chaux-de-Fonds liegt im Schweizer Jura, auf über 1.000 Höhenmetern. Die Menschen lebten weit verstreut, waren durch die widrigen klimatischen Bedingungen gezwungen, die meisten Werkzeuge des täglichen Lebens selbst herzustellen – und entwickelten so ein außergewöhnliches handwerkliches Geschick.
La Chaux-de-Fonds – Die Uhrengroßstadt
Der Aufschwung des Uhrenmetiers führte Ende des 18. Jahrhunderts zu einem neuen Gebäudetyp. Ein verheerendes Feuer hatte im Jahr 1794 drei Viertel der Stadt vernichtet. Es wurde der Neuaufbau einer modernen Stadt im rechtwinkligen Grundriss beschlossen.
Die Stadt wurde von und für Uhrmacher konzipiert. Als eine »einzige Uhrenwerkstatt« beschrieb Karl Marx 1867 in seinem Kapital die einzigartige Verbindung zwischen Uhrmacherkultur und Stadtlandschaft. Seit 2009 gehört La Chaux-de-Fonds zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Girard-Perregaux
Die Anfänge von Girard-Perregaux reichen zurück bis ins Jahr 1791 und seitdem hat die Luxusmanufaktur so viele Innovationen und Preise zu verzeichnen, wie kaum eine andere Uhrenmarke.
1889 erhält das berühmte »Tourbillon unter drei Goldbrücken« bei der Weltausstellung in Paris die Goldmedaille und wird bis heute zum unverkennbaren Motiv des Hauses.
1991 erscheint diese technische Meisterleistung erstmals in einer Armbanduhr. Mit der Laureato erlebt 2016 ein Klassiker in einem Uhrengehäuse mit integrierte Edelstahlband sein Comeback.
Anlass ist das 225-jährige Jubiläum der Marke. Die Laureato ist seitdem das markante Gesicht der Kollektion.
Greubel Forsey
Der gebürtige Elsässer Rober Greubel war Uhrmacher und Ingenieur bei Renaud & Papi, einem Tochterunternehmen von Audemars Piguet.
Das Atelier in Le Locle konstruiert und fertigt komplizierte Uhren im Auftrag renommierter Marken wie etwa Richard Mille. Dort traf er den Engländer Stephen Forsey, mit dem er gemeinsam im Jahr 2004 das Unternehmen Greubel Forsey gründete. Zwei Jahre später beauftragte Harry Winston die beiden, die Opus 6 zu entwickeln.
2007 folgte das mit dem »Tourbillon 24 Secondes« das erste Modell aus der eigenen Kollektion. Durch Verwendung neuer Materialien wurde ein um 25 Grad geneigtes und ultraleichtes Tourbillon-System realisiert.
TAG Heuer
Wie keine andere Marke ist TAG Heuer geprägt von einer Welt, die auf den ersten Blick das ganze Gegenteil von der filigranen und fast lautlosen Schweizer Uhrmacherkunst verkörpert: der Welt des Motorrennsports.
Dieses Streben nach Präzision führte TAG Heuer im Laufe seiner Geschichte von der Messung der Hundertstel- über die Tausendstel- bis hin zur Zehntausendstel-Sekunde. Die stilbildenden Modelle Carrera, Monza, Autavia oder Monaco haben alle ihre Wurzeln im Rennsport.
Bewundern lässt sich diese Geschichte nach Voranmeldung im kreisrund gestalteten Museum von TAG Heuer.
Ebel
Ein berühmter Sohn der Stadt war auch der Architekt Charles-Édouard-Gris, besser bekannt als Le Corbusier. Er errichtete im Jahr 1916 die Villa Turque.
Auftraggeber war Auguste Schwob, ein – wie könnte es anders sein – Uhrenfabrikant. Im Jahr 1986 erstand die Uhrenmarke Ebel zum 75-jährigen Firmenjubiläum die Villa. Der Name Ebel setzt sich zusammen aus dem Ehepaar Eugen Blum und Alice Levy (das zweite E entstammt dem französischen »et« für »und«).
Besiegelt wurde der Bund mit einem Kuss, für den bis heute das Marken-Logo des gespiegelten »E« steht. Seit den 1970er Jahren ist Ebel mit der Sport Classic erfolgreich.
MIH – Das Uhren-Museum
Das internationale Uhrenmuseum »Musée International de l’Horlogerie« (MIH) ist ganz der Geschichte der Zeitmessung gewidmet.
Es wurde im 1902 in La Chaux-de-Fonds gegründet und ist seit 1974 in einem halb-unterirdischen Bauwerk im Museums Park eingebaut. Das Museum beherbergt über 4.500 Ausstellungsstücke, davon 2.700 Uhren und 700 Wanduhren.
Darunter eines der ersten Schiffschronometer von Ferdinand Berthoud, Werke von Abraham-Louis Breguet und eine Orgeluhr von Jaquet Droz. Mehrere thematische Bereiche erzählen die Geschichte der Schweizer Uhrmacherkunst. Multimedial wird das akribische Handwerk der Uhrmacher beschrieben und die Herstellungstechniken von Uhrwerken und Gehäusen erläutert. Der unterirdische Bau des Museums ist von einem Park umgeben, in dem ein Carillon (Glockenspiel) aufgestellt wurde.
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