Mein schönstes Mittagessen mit Geschäfts- und Berufskollegen verdanke ich meiner ersten Armbanduhr mit Handaufzug. Angenehme Mitmenschen, ein aufmerksamer Service, die gute italienische Küche und der Wunsch nach einem Espresso – und noch so viel Zeit. Der Blick auf meinen neuen Zeitanzeiger versicherte mir, es sei noch ein üppiges Pausenkontingent vorhanden.

Nomos Glashütte DUW 1001

So schön können Handaufzugwerke sein: Das DUW 1001 war das erste Manufakturkaliber unter der Bezeichnung Deutsche Uhrenrohwerke von Nomos Glashütte.

Erst der drängende Hinweis meines Kollegen, dass das nächste Meeting nahe, holte mich in die Realzeit zurück. Der Blick auf die typische Kleine Sekunde meiner Uhr bestätigte seine Befürchtung. Die Uhr war einfach stehen geblieben. Die Zeit nicht. Der Fehler lag klar bei mir. Das rituelle Aufziehen meiner neuen Uhr war mir noch nicht zur Gewohnheit geworden. Nie wieder sollte mir dieses Missgeschick geschehen. Das eine Mal hinterließ seine Spuren in meinem Gedächtnis.

Die Uhr steht still, die Zeit nicht

Der Griff zu einer Automatikuhr schien nahe zu liegen. Und heute gehören auch viele Exemplare in meine Sammlung zu dieser Gattung. Sie speichern die Energie meiner Armbewegung und laufen scheinbar für immer. Das wirkt bis heute ein wenig wie Zauberei. Diese Erfindung von 1931 durch den Rolex-Gründer Hans Wilsdorf, die er 1932 patentieren ließ, verschaffte der Armbanduhr endgültig den Durchbruch gegenüber der Taschenuhr.

MB&F Legacy Machine Kaliber

So komplex kann ein Handaufzugwerk sein: Dieses Handaugfzugkaliber von MB&F mit einem Ewigen Kalender und Doppelfederhaus besitzt eine Gangautonomie von 72 Stunden. Es besteht aus 581 Bauteilen.

Selbst sogenannte Smart Watches drängeln sich um den Platz am Handgelenk. Aber in den Herzkammern der Uhrenkenner besitzen Handaufzüge ihr eigenes Plätzchen. Ihr Träger bekommt genau die Energie zurück, die er seiner mechanischen Handaufzuguhr gewidmet hat – nicht mehr und nicht weniger. Und in einer zunehmend komplexen Welt voller verschweißter und irreparabler Geräte gewährt das Aufziehen der Uhr den direkten Zugriff auf die Welt feinmechanischer Ingenieurskunst. Komplex sind sie dennoch, auch wenn sie auf einen Rotor verzichten. Und dieser Verzicht erleichtert den Blick auf ihre verwunschene Mechanik und die

A. Lange & Söhne Kaliber L101.2

Die Unterseite des Manufakturkalibers L101.2 von A. Lange & Söhne mit zwei Kolonnenrädern für Chronograph und Rattrapante.

Finesse ihrer Verfeinerung durch den Sichtboden hindurch. Und wer dünne bis ultra-dünne Uhren schätzt, für den sind Handaufzuguhren die Modelle der Wahl. Uhrmacher raten dazu, eine Uhr mit Handaufzug immer um die gleiche Zeit zu stellen. Am besten, man integriert das in seine morgendlichen Rituale.

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