Die Verlockung der großen Auswahl ist in der Wissenschaft als »Marmeladen«-Paradoxon bekannt. In einem Experiment wurden in einem Supermarkt ein Tisch mit 24 Marmeladensorten und einer mit sechs Sorten aufgebaut.
Klassiker wie die Nautilus von Patek Philippe dürfen in der Auswahl der hundert ikonischen Uhren nicht fehlen.
Die Forschenden der Tübinger Uniklinik stellten fest, dass Konsumenten vermehrt bei dem Tisch mit 24 Marmeladensorten stehen blieben. Denn die große Auswahl lockt uns. Sie kann uns aber auch überfordern und Stress auslösen.
Montage der Freak Nomad S von Ulysse Nardin.
Denn mehr konsumiert wurde letztendlich vom Tisch mit sechs Marmeladen. Das Paradox dürfte auch die Leser des vor allem für sein Standardwerk über Rolex bekannte Buchautor Gisbert L. Brunner ereilen. Wäre es schon schwer, sich zwischen zehn Uhren zu entscheiden, wird es zur Herausforderung, eine Auswahl unter hundert Exemplaren zu treffen.
Die Tangente von Nomos Glashütte ist eine von vielen Vertreterinnen deutscher Uhrenmarken.
Aber genau die große Zahl lockt und verlockt einen beim Lesen und Blättern durch den zweisprachigen Bildband. Das macht die Lektüre so anregend und überraschend. Die ausgewiesene Kennerschaft des Autoren führt dazu, dass nicht nur bekannte Klassiker sondern auch jüngerer Modelle es in die Auswahl unter die hundert zu würdigenden Uhren geschafft haben.
Uhrmacherische Spezialitäten wie die Amadéo von Bovet bereichern die Auswahl.
Dabei ist die Breite des Spektrums beeindruckend, das aufgespannt wird. Auch jüngere Marken wie Bulgari mit ihrer rekordträchtigen Octo-Familie oder Ressence mit der Type 3 schaffen es in den erlauchten Kreis.
Mit der Tonda von Parmigiani hat es auch ein vergleichsweise junges Modell in die Auswahl ikonischer Uhren geschafft.
Ebenso hoch angesehene Spezialisten wie Philippe Dufour mit seiner Duality und die Uhrenkonstrukteure von Greubel Forsey mit ihrem Double Tourbillon 30 Grad sowie die aktuelle Freak Nomad S von Ulysse Nardin und ihrem Konstrukteur Ludwig Oechslin. Mit Grand Seiko und den zahlreich vertretenen deutschen Uhrenmarken wird der Fokus über die Schweiz hinaus erweitert.
Mit der Happy Diamond von Chopard vertritt auch ein Damenuhrenmodell die Auswahl.
Mit den großformatigen Abbildungen der Uhren ist es zum Glück nicht getan. Gisbert L. Brunner öffnet seinen Anekdotenschatz und dürfte auch bei Kennern der Materie mit Hintergründen über Marken und Modelle den Horizont erweitern.
Gisbert L. Brunner 100 Iconic Watches teNeues Verlag GmbH, deutsch und englisch, circa 180 Farb- und Schwarz/Weiß-Fotografien, 320 Seiten, 24,5 mal 31,4 Zentimeter, Hardcover, ISBN 978-3-96171-610-4, 80 Euro
Der repräsentative Bildband ist weitaus mehr als eine bunte Sammlung von Hochglanzbildern bekannter Uhrenmodelle. Vielmehr erscheint es wie ein repräsentativer Auszug aus den Archiven des bekannten Uhrenjournalisten. Trotz der aufwändigen goldenen Beschichtung des Covers hätte ich mir persönlich eine gefälligere Gestaltung des Titels gewünscht, die der Schönheit des Themas angemessen ist. Dennoch kann ich das imposante und vor allem anregende Werk nur rundheraus empfehlen.
Hinterlasse einen Kommentar