In der Uhrenindustrie hat sich das in den 1950er Jahren ursprünglich für  die Luft- und Raumfahrt entwickelte Karbon zu einem Symbol für Leichtbau, Technologieführerschaft und avantgardistisches Design entwickelt.

Produktion von Karbonflügeln für den A360 im Airbus-Werk in Toulouse.

Produktion von Karbonflügeln für den A360 im Airbus-Werk in Toulouse.

Der Verbundwerkstoff, eigentlich kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (CFK), bereicherte den Markt mit seiner einzigartigen Ästhetik und beeindruckenden Materialeigenschaften.

Die Royal Oak Concept Split-Seconds Chronograph GMT Big Date von Audemars Piguet mit geschmiedetem, farbigem Karbon, das im Dunkeln leuchet.

Die Royal Oak Concept Split-Seconds Chronograph GMT Big Date von Audemars Piguet mit geschmiedetem, farbigem Karbon, das im Dunkeln leuchet.

Audemars Piguet machte das Material mit der Royal Oak Offshore Alinghi Team 2007 einem breiten Publikum bekannt.

  • Tudor Black Bay Chrono Carbon 25
    Die feststehende Lünette der Tudor Black Bay Chrono Carbon 25 mit Tachymeterskala ist aus Karbon gefertigt.

Hublot, Panerai und weitere Luxusmarken folgten und etablierten Karbon rasch als High-End-Material für sportliche oder experimentelle Uhrenkonzepte. Heute zählen unter anderem Zenith, IWC Schaffhausen, Oris, FormexTAG Heuer und Tudor zu den Herstellern, die Karbon auf verschiedene Weise einsetzen.

Klassisches Karbon und geschmiedetes Karbon

Für klassische Karbongehäuse werden lange Kohlefasern in Gewebeform mit Polymerharz getränkt, schichtweise auf eine Form gelegt und unter Druck sowie Hitze zu einem festen Laminat verbunden. Diese Layup-Methode führt zu gleichmäßigem, linienförmigen Fasermuster und zielgerichteten Festigkeitseigenschaften, wobei die Hauptfestigkeit entlang der Faserstruktur liegt.

Klassische Kohlefaser basiert auf gewebten, langen Fasern – erkennbar an linearen Mustern. Geschmiedetes Karbon nutzt kurze, zufällig verteilte Fasern für ein wolkenartiges, marmoriertes Muster.

Klassische Kohlefaser basiert auf gewebten, langen Fasern – erkennbar an linearen Mustern. Geschmiedetes Karbon nutzt kurze, zufällig verteilte Fasern für ein wolkenartiges, marmoriertes Muster.

Geschmiedetes Karbon, ab 2007 von Audemars Piguet für die Royal Oak Concept genutzt, nutzt hingegen kurze, gehackte Kohlefasern, die mit Harz vermischt und wie Metall unter Druck »geschmiedet« werden. Das Resultat ist ein homogenes, isotropes Material mit charakteristisch marmoriertem Muster – jede Uhr wird zum Unikat.

Die Zenith Chronomaster Revival Cover Girl Carbon besitzt ein Gehäuse aus geschmiedetem Karbon.

Die Zenith Chronomaster Revival Cover Girl Carbon besitzt ein Gehäuse aus geschmiedetem Karbon.

Technisch erlaubt dieses Verfahren komplexere Formen und sorgt dafür, dass Belastbarkeit und Festigkeit in alle Richtungen gleichmäßig verteilt sind. Geschmiedetes Karbon erschließt durch seine Kompressionsformung komplexere Gehäusegeometrien und besitzt ein einzigartiges Design.

Ulysse Nardin Diver Air Orange

Die Ulysse Nardin Diver Air Orange mit einem Gehäuse aus Titan, Nylon und Carbonfaser wiegt weniger als 52 Gramm.

Die Vorzüge von Karbon liegen in seinem sehr geringen Gewicht. Es ist dreimal leichter als Titan. Es ist hypoallergen und hautfreundlich und besitzt eine hohe Belastbarkeit und Korrosionsresistenz. Seine Kratzfestigkeit liegt unter dem  Keramikniveau. Karbon ist empfindlich gegen sehr starke punktuelle Belastungen, es können kleine Kratzer und matte Stellen auftreten. Die Fertigung ist aufwändig und komplex. TAG Heuer setzt Karbon auch bei der Fertigung von Karbon-Spiralen ein.

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