Durch die verdunkelten Fenster des Chauffeur-Shuttles blitzen heute ein paar Sonnenstrahlen, die sich den Weg durch die Wolken bahnen. Über die typischen flachen Höhenzüge der Erzgebirgsausläufer geht es in schneller Fahrt nach Glashütte. Während gestern Tutima, Mühle Glashütte, Wempe Glashütte mit der Chronometerprüfung auf der Sternwarte und das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte auf dem Plan standen, befinden sich heute Glashütte Original und A. Lange & Söhne auf der Besucherliste.
Glashütte Original
Bei Glashütte Original erwarten uns bereits Kommunikationsdirektor Mark Stelzer sowie Ulrike Kranz und Michael Hammer. Ein erfrischendes Gläschen Champagner im eindrucksvollen Atrium der Manufaktur, und schon geht es über den sogenannten Lehrpfad zur Manufakturbesichtigung.
Eine große Abteilung stellt die Finissage dar. Auf den Rotoren werden gerade Glashütter Streifen aufgebracht. An anderen Arbeitsplätzen wird angliert oder Perlagen aufgetragen. Lediglich die Gravuren werden in Pforzheim, wo auch die Zifferblätter in der eigenen Manufaktur entstehen, vorgenommen. Robuste Maschinen stehen in der Verzahnung, die geringen Stückzahlen und die Kenntnisse der Mitarbeiter sorgen für eine lange Lebensdauer des Maschinenparks. In der Dreherei stehen moderne, computergestützte Langdrehautomaten. Aus meterlangen Stangen werden winzige Räder und Triebe hergestellt. Die neuen Maschinen sind sogar in der Lage, die Räder sofort zu verzahnen. Besonders anspruchsvolle Verzahnungen bleiben den Spezialisten aus der Verzahnung vorbehalten. Sind die Komponenten produziert und finissiert, werden sie zu sogenannten Untergruppen montiert. Während die Produktion bei einfacheren Uhren arbeitsteilig organisiert ist, sitzen im Atelier spezialisierte Uhrmacher mit langjähriger Erfahrung oft wochenlang an einer komplizierten Uhr. Im Raum für VIP-Besucher erwartet eine junge Uhrmacherin die Gruppe und demonstriert das Anglieren und Polieren von Kanten sowie die Politur mit drei zunehmend feineren Schleifpapieren und das Schwarzpolieren mit einem schweren Zinnbarren, der als Feile dient. Hier treffen wir den Geschäftsführer von Glashütte Original, Roland von Keith. Er betont, besonders die handwerkliche Kompetenz von Glashütte Original in Zukunft noch stärker herauszuarbeiten. Nach dem Mittagessen unter dem Gläsernen Dach im obersten Stock der Manufaktur steht die aktuelle Kollektion von Glashütte Original im Mittelpunkt. Besonders die neuen Taucheruhren der SeaQ-Kollektion erfahren viel Aufmerksamkeit, aber auch die Senator Cosmopolite gibt reichlich Anlass zu kenntnisreicher Fachsimpelei. Doch die Zeit und Organisatorin Bettina Rost von der veranstaltenden Ebner Media Group drängen und nach einem kurzen Spaziergang stehen wir am Eingang von A. Lange & Söhne.
A. Lange & Söhne
Aus der Initiative von Günter Blümlein und Walter Lange heraus entstand im Jahr 2004 die Lange Uhren GmbH als Neugründung, welche die Markenrechte an A. Lange & Söhne hält. 25 Jahre nach ihrer Neugründung hat sich die Marke im Olymp der internationalen Uhrmacherei ihren Platz gesichert und gehört zur Richemont-Gruppe.
Auch hier spielt die Finissage der Werkteile eine herausragende Rolle. Über 45 Mitarbeiter drängeln sich alleine in dieser Abteilung. Doch die kleinen Chargen sorgen für Abwechslung. Die Werkzeugmacher haben für jede der zahllosen Komponenten passgenaue Halterungen angefertigt, damit hier unter Lupe oder Mikroskop feine Veredelungen angebracht werden können. Dabei werden die Werke bei A. Lange & Söhne zweimal montiert. Zunächst einmal, um zu sehen, ob das Werk funktionstüchtig ist und einwandfrei präzise läuft. Erst danach werden die einzelnen Komponenten finissiert und aufwändig veredelt. Die Kleinteilefertigung und die Montage der Uhren erfolgt in der neu errichteten Manufaktur auf der anderen Straßenseite. Zu ihr führt eine verglaste Brücke. Gleich links am Eingang befindet sich die Gravur. Hier sitzen drei Graveure am Mikroskop und verzieren die Unruhkloben von Hand mit floralen Mustern nach ihrem Gusto oder mit vorgegebenen Mustern oder Initialen nach Kundenwunsch. Die Produktion ist in sogenannten »Nestern« organisiert. Das bedeutet, spezialisierte Uhrmacher sitzen in Nestern wie »Zeitwerk« oder »Chronographen« beisammen und stehen in direktem Austausch miteinander. Direkt bei den Uhrmachern bekommen wir die komplizierten Werke erläutert und können unter dem Mikroskop in die faszinierende Welt der Mikromechanik eintauchen. Nach einem kurzen Spaziergang in das Stammhaus erwarten uns neben Kaffee, Kuchen und Champagner die Uhren der aktuellen Kollektion. Diese müssen sich einer eingehenden Überprüfung unterziehen. Diese kommt erst zum Abschluss, als es Abschied nehmen heißt von Glashütte und seinen freundlichen Gastgebern.
Wer mich einmal auf einer Leserreise mit dem UHREN-MAGAZIN begleiten möchte: Die Termine für das kommende Jahr stehen schon fest. Die Reise in die Schweiz findet vom 15. bis 17. Juni statt. Und nach Glashütte führt uns der Weg wieder vom 14. bis 15. September. Weitere Informationen bei Bettina Rost rost@ebnermedia.de oder unter +49 (0)731/1520-139
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