Der schädliche Einfluss von Magnetismus gehört heute zu den häufigsten Ursachen für Gangprobleme bei mechanischen Uhren.

Eine Glucydur-Unruh mit Nivarox-Spirale ist bis 60 Gauss amagnetisch gemäß den moderaten Vorgaben der DIN 8309.
In einem mechanischen Werk sind vor allem die Spiralfeder und andere Stahlteile der Hemmung magnetisch empfindlich. Wird die Spirale magnetisiert, ziehen sich ihre Windungen partiell an, »kleben« zusammen und die wirksame Länge verkürzt sich – die Uhr läuft dann deutlich vor, im Extremfall Minuten pro Tag oder sie bleibt stehen.
Die DIN 8309 legt die »antimagnetischen Eigenschaften von Kleinuhren« fest, dass eine Uhr als antimagnetisch gilt, wenn sie wenn sie einem Magnetfeld von 4.800 A/m (entspricht circa 60 Gauss) ausgesetzt werden kann und anschließend höchstens plus bis minus 30 Sekunden pro Tag abweicht.
Klassisch erfolgt der Magnetschutz, beispielsweise bei Fliegeruhren, über einen Weicheisen-Käfig um das Werk. Dieser wirkt im Prinzip wie ein faradayscher Käfig für Magnetfelder. Die Konstruktion kann Felder bis 1.000 Gaus abschirmen. Prominente Beispiele für diese Gattung sind die Railmaster (1957) von Omega, die Milgauss von Rolex (1956) oder die Ingenieur von IWC Schaffhausen (1955).
Heute dominiert der Ansatz über nichtmagnetische Bauteile. So entwickelte der Schweizer Ingenieur Reinhard Straumann (1892–1967) die metallische Legierung »Nivarox« (nicht variabel, nicht oxidierend). Auf Basis dieser Entwicklung wurde 1934 in Saint‑Imier die Firma Nivarox SA gegründet, die Spiralfedern aus dem neuen Werkstoff industriell fertigte und später in der heute bekannten Nivarox‑FAR innerhalb der Swatch Group aufging. Eine Nivarox-Spirale ist nach DIN 8309 amagnetisch.
In Kombination mit einem amagnetischen Unruhreif aus Beryllium‑Bronze, genannt »Glucydur« ist das Uhrwerk resistent gegen Magnetfelder. Heutige Alltagsquellen wie Kopfhörer oder Lautsprecher (200 Gauss), Kühlschrank-Magnete (500 Gauss) oder starke Neodym-Magnete in Mobilfunk-Hüllen oder Messerleisten (hunderte bis über 1.000 Gauss) und kabellose Ladestationen übersteigen diese Grenze jedoch.
Omega gibt an, dass 40 Prozent aller Service-Fälle auf Magnetisierung zurückzuführen sind. Hemmungen aus Silizium sind gegenüber magnetischen Einflüssen und Temperaturschwankungen unempfindlich. Mit Nivachron haben Audemars Piguet und die Swatch Group eine preiswertere amagnetische Legierung auf Titanbasis entwickelt und 2019 vorgestellt.
Ob eine Uhr aufmagnetisiert ist, lässt sich überprüfen, indem sie in die Nähe eines Kompass bewegt wird. Reagiert dessen Nadel, besteht der Verdacht auf eine Magnetisierung. Diese kann der Uhrmacher schnell mittels eines Entmagnetisiergerätes beheben.










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