Die wichtige Rolle von Moritz Grossmann bei der Begründung der Glashütter Uhrmachertradition ist wenig bekannt. Er steht im Schatten von Ferdinand Adolph Lange. Dieser gründete seine Manufaktur 1845. Neun Jahre später holt er seinen langjährigen Freund und Weggefährten Moritz Grossmann ins Erzgebirge und ermutigte ihn, dort eine eigene mechanische Werkstätte zu gründen, aus der bald auch eine Uhrenmanufaktur wurde.

Moritz Grossmann 1828 – 1885 © Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek

Carl Moritz Grossmann wird am 27. März 1826 in Dresden geboren, sein Vater ist Briefsortierer beim königlichen Hofpostamt in Dresden. Moritz wächst in bescheidenen Verhältnissen auf, doch erkennen seine Lehrer anhand seiner exzellenten schulischen Leistungen, dass in ihm wohl eine außerordentliche Begabung schlummert. Er erhält eine sogenannte »Freistelle« und studiert – wie Jahre vorher Ferdinand Adolph Lange – zwei Jahre lang an Dresdens Technischer Bildungsanstalt, dem Vorläufer der heutigen Technischen Universität. Im Jahr 1842 beginnt Grossmann eine Lehre als Uhrmacher, die er aufgrund seines Talents vorzeitig beenden darf. Nebenbei lernt er Englisch, Französisch und Italienisch. Während dieser Zeit befreundet sich Grossmann mit dem elf Jahre älteren Uhrmacher Lange.

Deutsche Uhrmacherschule Glashütte

Moritz Grossmann gründete 1878 die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte.

Seine Wanderschaft führt Moritz Grossmann 1847 zunächst zum Chronometermacher Moritz Krille nach Altona, dann zum Hofuhrmacher Josef Bierganz nach München. Wenig später zieht es ihn in die Schweizer Uhrenmetropole La Chaux-de-Fonds, nach England, Dänemark und Schweden. Erst 1854 kehrt er nach Dresden zurück, kurze Zeit später geht er in das 30 Kilometer entfernte Glashütte. Er entwickelt dort eine kleine Drehbank für Uhrmacher, den sogenannten »Glashütter Drehstuhl«. Später konzentriert er sich auf den Ankergang der Uhren und die optimale Konstruktion der Chronometerwippe. Er fertigt Präzisionswerkzeuge, Gangmodelle, feine Taschenuhren, Präzisionspendeluhren und Seechronometer.  Die Vielzahl der Aufgaben, denen sich Grossmann widmet, ist nicht ohne hochqualifizierte Mitarbeiter zu bewältigen. Er schafft es, ein Spezialistenteam mit den Uhrmacher-Koryphäen Ludwig Strasser und Carl Maucksch an sein Atelier zu binden.

Moritz Grossmann gründet die Deutsche Uhrmacherschule

Das lässt ihn Zeit gewinnen, um sein Wissen auch weiterzugeben. Er hält Vorträge, schreibt für in und ausländische Fachzeitschriften und übersetzt Fachbücher wie beispielsweise Claudius Sauniers mehrbändiges Standardwerk »Lehrbuch der Uhrmacherei«. I, Jahr 1866 gewinnt Grossmann in London als erster Deutscher überhaupt einen vom British Horological Institute ausgeschriebenen Wettbewerb mit dem Werk »On the detaches lever escapement« (deutscher Titel »Der freie Ankergang«). 1876 wird er Abgeordneter im Sächsischen Landtag.

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

Heute ist die Uhrmacherschule Sitz des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte.

Er initiiert, konzipiert und gründet 1878 die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte, wird ihr erster Aufsichtsratsvorsitzender und findet noch Zeit, dort als Lehrer für Mathematik und Sprachen zu wirken. Grossmann stirbt nach seinem Vortrag über die »Einführung der Weltzeit« am 23. Januar 1885 in Leipzig an einem Gehirnschlag. Nach seinem plötzlichen Tod wird seine Glashütter Manufaktur aufgelöst.

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