Die Definition einer Taucheruhr ist in der DIN 8305 festgelegt, die weitgehend mit der ISO-Norm 6425 übereinstimmt. In Deutschland dürfen nur Uhren als Taucheruhr angeboten werden, die bis zu einem Druck von 20 Bar wasserdicht sind. Außerdem müssen sie auch bei Dunkelheit in einem Abstand von 25 Zentimetern ablesbar sein (Uhrzeit, gewählte Tauchzeit und Funktion der Uhr) und über eine Möglichkeit verfügen, eine Zeitspanne vorzuwählen.

Eine Taucheruhr muss bei Dunkelheit aus einem Abstand von 25 Zentimetern ablesbar sein.

Eine Taucheruhr muss bei Dunkelheit aus einem Abstand von 25 Zentimetern ablesbar sein.

Eine Taucheruhr dient überwiegend dazu, die Dekompressionszeiten einzuhalten. Diese Aufgabe wird heute von Tauchcomputern übernommen, viele Uhrenfans nehmen jedoch gerne eine mechanische Taucheruhr als Backup mit unter Wasser. Aber auch über Wasser sind diese Sportuhren beliebte Begleiter, das sie der Träger auch beim Duschen oder Baden nicht ablegen muss.

Die Funktion des Drehrings bei einer Taucheruhr

Ein drehbarer Ring mit einer Leuchtmarkierung bei zwölf Uhr dient der Überwachung der Tauchzeit. Zum Tauchbeginn wird die Markierung über die Position des Minutenzeigers gestellt. Nun kann der Taucher die verstrichene Tauchzeit ablesen. Die ersten 15 Minuten sind besonders hervorgehoben, da innerhalb dieses Zeitraums keine Dekompression notwendig ist.

Die Geschichte der Taucheruhr

Die Geschichte der Taucheruhr ist eng mit der Entwicklung der Zeitmessung von der Taschen- zur der Armbanduhr verknüpft. Um das in den 1920er Jahren immer populärer werdende Tragen der Uhr am Arm zu ermöglichen, musste sie stoß- und wasserdicht sein. Die erste erwiesenermaßen wasserdichte Uhr präsentierte Rolex im Jahr 1926 mit der Rolex Oyster.

 

Bei ihrem Versuch, den Ärmelkanal schwimmend zu durchqueren trug Mercedes Gleitze im Jahr 1927 eine Rolex Oyster an einem Halsband und wurde dadurch zum ersten Sport-Testimonial.

 

Als erste im Handel erhältliche Taucheruhr gilt die von Omega im Jahr 1932 eingeführte Uhr namens Marine.

Die Omega Marine aus dem Jahr 1932 in ihrem patentierten Gehäuse.

Die Omega Marine aus dem Jahr 1932 in ihrem patentierten Gehäuse.

Sie wurde im zunächst im Genfer See getestet und erreichte anschließend im Labor eine simulierte Tauchtiefe von 135 Metern.

 

Die Omega Marine verwendete ein patentiertes Doppelgehäuse, das mit Kork versiegelt war, um Wasser und Staub vom Inneren der Uhr fernzuhalten. Im Jahr 1936 begann Italien mit dem Aufbau einer Einheit von Kampftauchern. Bereits 1935 präsentierte Panerai den Protoypen einer militärischen Taucheruhr.

Die Panerai Radiomir von 1935 vor einem historischen Taucherheft der königlichen Marine.

Die Panerai Radiomir von 1935 vor einem historischen Taucherheft der königlichen Marine.

Im Zuge des Krieges gelangten Panerai-Uhren später auch in den Besitz deutscher Kampfschwimmer. Im Jahr 1943 perfektionierten der kanadische Ingenieur Emile Gagnan und der französische Marineoffizier Jacques-Yves Cousteau das 1895 von Benoît Rouquayrol und Auguste Denayrouze Regulatortauchgerät.

Das Sporttauchen macht Taucheruhren populär

Dieses »Aqua-Lunge« genannte Instrument ermöglichte fortan Tauchgänge bis 40 Metern Tiefe bis zu zwei Stunden und machte den Tauchsport zunehmend populär. Im Jahr 1953 stellt Blancpain mit der Fifty Fathoms die erste Taucheruhr mit einer patentierten, einseitig drehbaren Lünette vor. Die Fifty Fathoms war bis zehn Bar wasserdicht. Das entspricht dem Druck in 100 Metern Tiefe (50 Faden).

 

Die einseitig drehbare Lünette verhindert deren versehentliches Verstellen, das irrtümlich zu einer Verkürzung der Anzeige der Tauchzeit führen könnte. Im gleichen Jahr stellte Rolex die ebenfalls bis zehn Bar wasserdichte Submariner vor. 1954 erhöhte Rolex die Wasserdichtheit auf 20 Bar.

Die erste Submariner stellte Rolex im Jahr 1953 vor.

Die erste Submariner stellte Rolex im Jahr 1953 vor.

Gleichzeitig erschien die Tudor Submariner und wurde mit einer Wasserdichtheit von zehn und 20 Bar (Referenz 6700) angeboten.

Eine Oyster Submariner von Tudor aus dem Jahr 1955.

Eine Oyster Submariner von Tudor aus dem Jahr 1955.

Omega präsentiert im Jahr 1948 die ersten Uhren unter dem Namen Seamaster.

 

Das Seepferd als Logo der Uhrenfamilie wird 1955 eingeführt. Im Jahr 1956 entwickelte Panerai in deren Auftrag eine Taucheruhr für die ägyptische Marine.

Die PAMPR007 von Panerai aus dem Jahr 1956.

Die PAMPR007 von Panerai aus dem Jahr 1956.

Sie besaß einen Durchmesser von 60 Millimetern, verfügte über einen Drehring und den bereits 1955 patentierten Kronenschutz. 1957 lancierte Omega seine Seamaster 300 – eine Uhr die speziell für Taucher und unter Wasser arbeitende Fachkräfte entwickelt worden war. 1967 veröffentlichte Rolex die Sea-Dweller. Diese besitzt ein Heliumauslassventil. Beim sogenannten Sättigungstauchen wird dem Problem der erhöhten Dekompressionszeiten in der Berufstaucherei begegnet. Die Taucher atmen dabei ein Helium-Sauerstoff-Gemisch und arbeiten in sogenannten Tauchglocken. Dabei dringen die Helium-Moleküle, die kleiner sind als Sauerstoff-Moleküle, in das Gehäuse ein.

Das Heliumauslassventil

Während der Dekompression, die den Tauchern dabei hilft, das von ihrem Körper aufgenommene Gasgemisch allmählich abzubauen und langsam zu normalen Druck­verhältnissen zurückzukehren, kann das Helium nicht immer schnell genug aus dem Uhrengehäuse entweichen. Dieses Phänomen kann dazu führen, dass sich im Inneren des Zeitmessers ein Druck aufbaut, der zu Beschädigungen oder sogar zur Ablösung des Uhrglases vom Gehäuse führt.

Das Heliumauslassventil der Rolex Sea-Dweller.

Das Heliumauslassventil der Rolex Sea-Dweller.

Ein Heliumauslassventil lässt das Helium dagegen sanft entweichen.

Die Triplock-Krone verfügt über zwei Dichtungsbereiche im Inneren des Kronentubus und eine dritte Dichtung in der Krone selbst.

Die Triplock-Krone verfügt über zwei Dichtungsbereiche im Inneren des Kronentubus und eine dritte Dichtung in der Krone selbst.

1970 führte Rolex zunächst bei der Sea-Dweller das Triplock-System bei der Kronendichtung ein. Zwischen Rolex und Omega ist in jüngerer Vergangenheit ein Wettstreit um die Uhr mit der höchsten Tauchtiefe entbrannt.

Der Wettstreit um den tiefsten Tauchgang

Bereits 1960 tauchten der Schweizer Ozeanograph Jacques Picard und der amerikanische US Navy-Lieutenant Don Walsh mit dem Tiefsetauchboot »Trieste« zum Challengertief im Mariannengraben – begleitet an der Außenhaut von einem Prototypen, der Rolex Deep Sea Special. Die beiden Forscher erreichten eine Tauchtiefe von 10.910 Metern. Auch der amerikanische Regisseur James Cameron (»Titanic«, »Avatar«) begab sich am 26. März 2012 an Bord der »Deepsea Challenge« in den Mariannengraben, wo er im ersten Solotauchgang an dieser Stelle eine Tauchtiefe von  10.908 Metern erreichte. Begleitet wurde er von der Rolex Deep Sea Deep Blue. Mit der 2014 lancierten Deepsea (Referenz 116660) D-Blue erinnerte Rolex an diesen Tauchgang. Das Modell besitzt eine Farbverlauf von Blau zu Schwarz und ist wasserdicht bis 3.900 Meter. Die Nachfolgerin Referenz 126660 mit einer verlängerten Gangautonomie von 72 statt 48 Stunden wird ebenfalls als D-Blue mit einem Farbverlauf angeboten.

 

Am 20. Juni 2019 enthüllte Omega die Seamaster  Planet Ocean Ultra Deep. Sie war gemeinsam mit dem Tiefseetaucher Victor Vevesco die Uhr, die beim tiefsten Tauchgang der Welt dabei war. Sie erreichte dabei eine Tiefe von 10.928 Metern, als das U-Boot namens »Limiting Factor« auf den Grund des Mariannengrabens gesteuert wurde.

 

Am Roboterarm befanden sich zwei Omega Seamaster Planet Ocean Ultra Deep, eine weitere war an einem Daten-Sammelinstrument, genannt Lander befestigt. Das Serienmodell der Ultra Deep ist wasserdicht bis 600 Bar, das entspricht dem Druck in 6.000 Metern Tiefe.

 

Am 1. November 2022 stellte Rolex die Oyster Deep Sea Challenge vor. Sie ist die Nachfolgerin der experimentellen Armbanduhr von 2012, die James Cameron in den Mariannengraben begleitet hat. Durch Einsatz von Titan ist sie jedoch um 30 Prozent leichter als dessen Modell aus Edelstahl 904L. Sie besitzt ein 50 Millimeter großes Gehäuse und ist wasserdicht bis zu einem Druck von 11.000 Metern. Rolex hat in Zusammenarbeit mit der französischen Firma Comex (Compagnie Maritime d’Expertises) einen Überdruckbehälter entwickelt, um die Wasserdichtheit der Deepsea Challenge zu prüfen. Jedes Exemplar wird gemäß der für Taucheruhren geltenden Norm ISO 6425 mit einer Sicherheitsmarge von 25 Prozent getestet und so einem Druck ausgesetzt, der in einer Tiefe von 13.750 Metern herrscht.

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