Auf der Baselworld 2019 präsentierte TAG Heuer erstmals ein Autavia-Modell mit einer Karbon-Unruhspirale.
Diese erfüllte jedoch nicht die Anforderungen an die Präzision und so vergingen sechs weitere Jahre Forschung und Entwicklung durch die Ingenieure von TAG Heuer, bis zur industriellen Fertigung der Karbon-Spiralen. Die TH-Carbonspring ist eine exklusive technische Entwicklung, die von TAG Heuer patentiert wurde.
Die Unruhspirale geht auf eine Erfindung durch den niederländischen Universalgelehrten Christian Huygens im Jahr 1675 zurück. Er kombinierte ein Unruhrad mit einer Spiralfeder, einer haarähnlichen Spirale, die im Herzen des Regulierorgans eines Uhrwerks angebracht war. Durch den damit verbundenen Verzicht auf ein Pendel wurden Uhren tragbar.
Die ursprünglich aus Stahl gefertigte Unruhspirale war allerdings empfindlich gegenüber Stößen, Temperaturschwankungen und Magnetfeldern. Mit Beginn des technologischen Zeitalters wurde Stahl durch spezielle, widerstandsfähigere Legierungen ersetzt, bis Ulysse Nardin im Jahr 2001 die Silizium-Spirale entwickelte. Die Swatch Group und Audemars Piguet entwickelten im Jahr 2019 die Nivachron-Spirale als preiswerte Alternative.
Die TH Carbonspring soll ebenfalls magnetfeldresistent und stoßfest sein. Darüberhinaus besitzt Karbon eine geringe Dichte, wodurch die Trägheit der Unruhspirale reduziert und somit die chronometrische Leistung erhöht wird. TAG Heuer hat vier Patentanmeldungen eingereicht, die im Zusammenhang mit dieser Technologie stehen. Silizium-Spiralen werden in Wafern aus Siliziumbarren durch Tiefätzen (DRIE) gefertigt.
Im Gegensatz zu Metall oder Silizium wird die TH-Carbonspring vom TAG Heuer Labor in La Chaux-de-Fonds im CVD-Verfahren (Chemical Vapour Deposition) hergestellt. Kohlenstoffnanoröhren werden in einer kontrollierten Umgebung gezüchtet und anschließend mit amorphem Kohlenstoff infiltriert, um die Struktur zu stabilisieren.
Dadurch entsteht eine homogene Spirale mit extrem geringer Dichte. Entscheidend ist, dass die Spannzange, das winzige Bauteil, das die Feder mit der Unruhwelle verbindet, direkt während des Wachstums geformt wird, wodurch ein separater und fehleranfälliger Montageschritt entfällt.
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