Das Chronometer ist eine besonders präzise, transportable Uhr. Heute hat sie einen 15-tägigen Test zu bestehen, um sich dank einer amtliche Bescheinigung einer offiziellen Chronometerprüfstelle als Chronometer bezeichnen zu dürfen. Die zulässigen Gangabweichungen regelt die DIN 8319-1, die der internationalen ISO 3159 entspricht. Die einzuhaltenden Toleranzen sind identisch. Der Begriff Chronometer wird umgangssprachlich oft mit einer hochwertigen Armbanduhr gleich gesetzt. Im Fall einer mechanischen Armbanduhr handelt es sich um Werke mit Anker- oder Koaxial-Hemmung. Die für Marinechronometer mit ihrem kardanisch aufgehängten Gehäuse entwickelte Chronometer-Hemmung findet in Armbanduhren keine Verwendung, da sie zu stoßempfindlich ist.
Nicht zu verwechseln ist das Chronometer mit dem Chronographen. Offiziell darf eine Uhr nur dann als Chronometer bezeichnet werden, wenn es von einem Observatorium oder einer offiziellen Gangkontrollstelle in einem standardisierten Testverfahren geprüft wurde.
Armbanduhren als Chronometer
1913 und 1914 bestanden zwei Modelle von Rolex fürs Handgelenk die schwierigen Prüfungen im englischen National Physical Laboratory in Kew-Teddington.
Eine davon erhielt am Ende sogar ein herausragendes Kew-A-Zertifikat. Damit wurde bewiesen, dass auch Armbanduhren die strengen Kriterien erfüllen können. Seit 1973 prüft die Schweizerische COSC als Verein die Werke von Armbanduhren als Chronometer. Mittlerweile handelt es sich an den drei Standorten in Biel, Saint-Imier und Le Locle um insgesamt zwei Millionen Uhren im Jahr. Geprüft werden ausschließlich Werke mit der Herkunftsbezeichnung Swiss Made. Die COSC zertifiziert auch Taschenuhren, Zeitmessgeräte mit fester Position und mit Quarzantrieben nach eigenen Vorgaben.
Die Kriterien der ISO 3159
Die COSC testet ausschließlich Rohwerke in eine industrialisierten Verfahren. Die Prüfkriterien dabei sind nach ISO 3159:
Grenzwert [Sekunden/Tag] | |||
Symbol | Kriterium | Kategorie I | Kategorie II |
Mmoy | Mittlerer täglicher Gang | minus 4 plus 6 | minus 5 plus 8 |
Vmoy | Mittlere Gangabweichung | 2 | 3,4 |
Vmax | Größte Gangabweichung | 5 | 7 |
D | Gangdifferenz der Uhr in vertikaler und horizontaler Lage | minus 6 plus 8 | minus 8 plus 10 |
P | Größte Differenz der Gänge | 10 | 15 |
C | Gangabweichung in Anbhängigkeit von der Temperatur | plus/minus 0,6 | plus/minus 0,7 |
R | Wiederaufnahme des Ganges | plus/minus 5 | plus/minus 6 |
Kategorie I beinhaltet alle Armbanduhren mit einem Werksdurchmesser von über 20 Millimetern, Kategorie II umfasst alle Armbanduhren mit einem Werksdurchmesser von 20 Millimeter oder weniger. Getestet wird in einer Wärmekammer, in der die jeweils vorgeschriebene Temperatur von acht, 23 und 38 Grad Celsius herrscht, werden die Uhrwerke jeweils zu fünft auf der Prüfvorrichtung befestigt und nacheinander in die verschiedenen erforderlichen Lagen gebracht. Jedes Prüfstück bleibt 24 Stunden lang bei einer bestimmten Temperatur in einer bestimmten Lage. Diese Prüfung einer mechanischen Uhr dauert 15 Tage, in denen der Gang des Werks in fünf verschiedenen Lagen bei drei Temperaturen bestimmt wird. Die Prüfungen im Einzelnen:
2 Tage Krone links bei 23 Grad Celsius
2 Tage Krone oben bei 23 Grad Celsius
2 Tage Krone unten bei 23 Grad Celsius
2 Tage Zifferblatt unten bei 23 Grad Celsius
2 Tage Zifferblatt oben bei 23 Grad Celsius
1 Tag Zifferblatt oben bei 8 Grad Celsius
1 Tag Zifferblatt oben bei 23 Grad Celsius
1 Tag Zifferblatt oben bei 38 Grad Celsius
2 Tage Krone links bei 23 Grad Celsius
Alle Prüfungen finden bei circa 24 Prozent Luftfeuchtigkeit statt.
Jeden Tag werden die Prüfstücke kurz aus den Wärmekammern genommen, um durch optische Messgeräte mit jeweils fünf Kameras die nötigen Messungen durchzuführen. In der Schweiz ist die Bezeichnung Chronometer ausschließlich Uhren vorbehalten, die von der COSC zertifiziert sind. Breitling lässt alle seine Uhren als Chronometer zertifizieren.
Weitere Prüfungen der Ganggenauigkeit
Rolex (Superlative Chronometer mit minus bis plus zwei Sekunden Abweichung am Tag) und Omega sowie Tudor (Master Chronometer) setzen die Prüfung durch die COSC voraus, gehen in weiteren Testverfahren aber über deren Kriterien hinaus (Ganggenauigkeit, Wasserdichtheit, Magnetismus). Grand Seiko gibt für ihre mechanischen Uhren Zielwerte von minus einer bis plus acht Sekunden am Tag vor.
Andere Marken wie Glashütte Original mit der Excellence-Prüfung (für das Kaliber 36), Jaeger-LeCoultre (der Master Control 1.000-Test setzt seit 1993 für die Master Control-Linie und seit 2004 für alle mechanischen Uhren Prüfergebnisse nach ISO 3159 voraus) oder Montblanc mit dem 500-Stunden-Test haben eigene Qualitäts-Siegel eingeführt. Auch das Genfer Siegel verlangt – neben der Fertigung im Kanton Genf – seit 2012 neben ästhetischen Kriterien auch eine Ganggenauigkeit von weniger als einer Minute Abweichung innerhalb von sieben Tagen. Die Einhaltung der Kriterien wird vom Prüflabor Timelab überwacht, die Kontrollen erfolgen bei den Herstellern vor Ort.
2009 verließ Patek Philippe das auch als Poinçon de Genève oder Genfer Punze bekannte Gremium und installierte sein eigenes Siegel. Neben ästhetischen Kriterien testet Patek Philippe die Ganggauigkeit auf einem Tragesimulator: Hier darf ein Werk ab 20 Millimeter Durchmesser zwischen maximal plus zwei und höchstens minus drei Sekunden Abweichung am Tag aufweisen. Die Kriterien bei einem Tourbillon sind noch strenger, von minus zwei bis plus einer Sekunde. Im Jahr 2001 riefen Bovet, Chopard, Parmigiani Fleurier und Vaucher das »Qualité Fleurier« genannte und mit dem Signet »QF« signierte Prüfsiegel ins Leben. Im Jahr 2022 zogen sich drei von vier Gründungsmitgliedern zurück und seither findet die Kontrolle unter Wahrung ihrer Unabhängigkeit in den Räumlichkeiten Chopard in Fleurier statt. Auch die hier zertifizierten Uhren müssen zuvor den Test durch die COSC absolviert haben. Die Ganggenauigkeit wird erneut auf einer Fleurier-Maschine getestet, welche die Tragebedingungen einer Uhr im Alltag simuliert. Dabei darf die Gangabweichung nicht mehr als Null oder plus fünf Sekunden am Tag betragen.
Chronometerprüfung in Deutschland
In Deutschland werden seit 2006 wieder Chronometer in der Sternwarte in Glashütte geprüft.
Der Hamburger Juwelier Wempe hat hier in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV) und Staatsbetrieb für Mess- und Eichwesen (SME) in Glashütte die einzige deutsche Prüfstelle für Armbandchronometer nach ISO-3159-Norm aufgebaut.
Dabei werden nicht nur die Werke, sondern – im Unterschied zur COSC – die fertig montierten Uhren getestet.
Krone links hat mich ein bisschen verwirrt. Normalerweise ist die Krone ja rechts. Man dreht die Uhr also einfach nur liegend um 180 Grad? Und Zifferblatt unten – wo ist da die Krone? Links oder rechts? Ich frage ganz einfach deshalb, weil ich solch einen Check bei zwei meiner Uhren mal durchführen möchte. Natürlich nur unter normalen Raumbedingungen. Beide Uhren mit ETA2824-2 (+1 s/d) und PT5000 (+0,5 s/d) laufen bestens und da interessiert es mich halt wie sie sich bei einem solchen Test schlagen würden.