Es gibt Zeiten, die werden als belastend empfunden. Aber die Zeit als solche hat natürlich kein Gewicht. Dennoch setzen Uhrmacher sogenannte Zeitwaagen ein, um Gangabweichungen zu messen und weitere Fehler in auffälligen Werken zu finden. Getestet werden kann in bis zu sechs Lagen: Krone oben, rechts, unten und links sowie Zifferblatt oben und unten. Meistens ist eine Kombination aus vier unterschiedlichen Lagen der ideale Kompromiss aus Genauigkeit und Zeitaufwand der Prüfung. Elektronische Zeitwaagen signalisieren die Gangabweichungen auf einem kleinen Bildschirm oder verfügen über einen Computeranschluss. Meist lassen sich die Ergebnisse auch auf schmalen Papierstreifen ausdrucken. Auch eventuelle Abfallfehler, also ein hinkender Gang der Uhr und die Höhe der Amplitude, also der Schwingungsweite der Unruh, werden so erfasst.

Zeitwaagen

Das hochsensible Mirkrophon nimmt das Ticken der Uhr auf und vergleicht es mit dem Idealwert.

Bei einer Zeitwaage, hier im Beispiel bei Nomos Glashütte, nimmt ein hochsensibles Mikrofon das leise Ticken der Uhr in unterschiedlichen Lagen auf und vergleicht dieses Ticken mit einer idealen Frequenz. So analysiert der Uhrmacher den Gang der Uhr und reguliert sie dann.

Nomos Unruh

Die Hemmungsgruppe eines Uhrwerks, im Beispiel ein Kaliber von Nomos, verfügt über ein Regulierorgan.

Das Schlaggeräusch (also jenes von der Zeitwaage verstärkte Ticken) kann auch andere winzige Fehler verraten, beispielsweise unsichtbare kleine Verunreinigungen oder auch Unregelmäßigkeiten der Eingriffsgrößen der Ankerpalettenhemmung. Eine solche kann der Uhrmacher beheben, indem er etwa die Ankerpaletten kaum messbar verschiebt – und mit erhitztem Schellack an neuer Stelle fixiert, einen Mikrometer weiter. Die Chronocomparateure früherer Zeiten – so sagten Glashütter Uhrmacher früher auf Uhrenfranzösisch zu Zeitwaagen – machten dies auch schwarz auf weiß sichtbar; sie schrieben noch für jeden Schlag der Uhr einen kurzen Strich auf einen Papierstreifen. Heute wird Präzision digital sichtbar gemacht.

Diesen Beitrag teilen: