Rolex, Patek Philippe, Chanel, Chopard und Tudor verlassen die Baselworld und werden in Genf ausstellen. Das Format wird noch diskutiert, es soll jedoch parallel mit der Watches & Wonders (früher SIHH) im April 2021 stattfinden. Das meldet der Uhrenblog SJX. Die Ankündigung, die von Vertretern der fünf Uhrenmarken unterzeichnet ist, spreche davon, dass die einseitigen Entscheidungen die seitens der Geschäftsführung der Baselworld getroffen wurden, insbesondere die Verlegung der Messe in den Januar 2021, ebenso wie die wie das Unvermögen die Erwartungen und Bedürfnisse der Marken zu befriedigen, der Grund für die Entscheidung seien. Der Streit zwischen den Ausstellern und der Messeleitung eskalierte vor kurzen, als die Messeleitung bekannt gab, bereits für das Jahr 2020 getätigte Zahlung einbehalten zu wollen als Anzahlung für die kommende Messe. Abzüglich 15 Prozent, die man zur Deckung der eigenen Kosten benötige.
Die Entscheidungen der Baselworld stehen in der Kritik
Der CEO von Rolex, Jean-Frédérique Dufour wird in der Presse wie folgt zitiert: Wir haben an der Baselworld seit 1939 teilgenommen. Unglücklicherweise mussten wir uns entscheiden, aufgrund der Entwicklungen rund um die Messe und der Entscheidung des Veranstalters, der MCH Group in jüngster Zeit, die Messe zu verlassen. In der Folge der von Rolex initiierten Überlegungen, ergab es sich folgerichtig, dass wir mit Partnern, die unsere Vorstellungen und die unerschütterliche Unterstützung der Schweizer Uhrenindustrie mit uns teilen, einen neuen Uhrensalon erschaffen werden. Er wird es uns ermöglichen, unsere neuen Produkte entsprechend unserer Bedürfnissen und Erwartungen zu präsentieren, unsere Kräfte zu bündeln und die Interessen unserer Geschäftsbereiches stärker zu verteidigen.
Kooperation mit der Watches & Wonders und der LVMH-Uhrengruppe offen
Auch der Präsident von Patek Philippe, Thierry Stern, teilt diese Stimmungslage: Die Entscheidung, die Basel werden zu verlassen, sei nicht einfach gewesen. In seiner Person habe die Stern Familie in der vierten Generation daran teilgenommen.
Aber das Leben ändere sich, Dinge ändern sich und so tun es auch Menschen. Wir müssen uns immer anpassen und uns selbst fragen ob das was gestern richtig war, auch heute noch notwendigerweise wahr ist. Heute sei Patek Philippe nicht länger im Gleichklang mit den Vorstellungen der Baselworld. Es geben ungelöste Probleme, so dass das Vertrauen nicht mehr vorhanden ist. Das ist der Grund, weswegen man nach vielen Diskussionen mit Rolex und anderen teilnehmenden Marken entschieden habe, eine eigene Veranstaltung in Genf zu schaffen.
Von der LVMH-Uhren-Gruppe (Hublot, TAG Heuer, Zenith und die Uhrenabteilung der LVMH-Marke Bulgari) gibt es noch keine Stellungnahme, aber Bulgari hatte zuvor schon zusammen mit Breitling und einigen weiteren Uhrenmarken wie H. Moser & Cie, Ulysse Nardin und Girard-Perregaux angekündigt, mit den Geneva Watch Days ebenfalls nach Genf zu gehen. Kürzlich war der Termin auf August 2020 verschoben worden. Gut möglich, dass diese Uhrengruppe auch parallel in Genf ausstellt.
Update: Baselworld lässt Unverständnis erkennen
Die MCH Group, der Veranstalter der Baselworld, gibt in einem Statement Unverständnis über die Entscheidung der Uhrenfirmen zu erkennen. Die unvermeidbare Verschiebung der Baselworld auf den kommenden Januar sei mit allen Marken, insbesondere Rolex, abgesprochen worden. Alle hätten ihr Einverständnis erklärt und keine Abwanderungsgedanken nach Genf geäußert. »Die MCH Group muss daraus schliessen, dass die entsprechenden Pläne seit längerer Zeit vorbereitet worden sind und die Diskussionen über die finanzielle Regelung der Absage der Baselworld 2020 nun als Argument vorgeschoben werden.« (…) »Die MCH Group wird in den nächsten Wochen über die Weiterführung der Baselworld und die Investitionen in ihre langfristig ausgerichtete Weiterentwicklung entscheiden.«
Die Absage der Waches & Wonders und der Baselworld in diesem Jahr waren schon schwer zu verdauende Schlagzeilen. Die Verlegung der Baselworld auf den ursprünglichen Januartermin der SIHH war eine Kampfansage, aber offensichtlich nicht mit den eigenen Ausstellern abgesprochen. Nach den Absagen von Breitling, Gucci, Bulgari und zuletzt Grand Seiko, Seiko und Citizen sowie dem erneuten Fernbleiben der Swatch Group (Omega, Breguet, Glashütte Original, Longines, Rado, Tissot und Blancpain) hätte ich angenommen, dass die Kommunikation mit den wenigen Verbliebenen einfacher sein sollte. Aber der Apparat war auch nach Austausch der Messeleitung offensichtlich nicht reformierbar. Für das finanzielle Auspressen der Aussteller und Besucher durch die Baselworld und die örtliche Gastronomie und Hotellerie wird nun nach vielen Jahren eine bittere Rechnung präsentiert. Bleibt nur zu wünschen, dass sich auch für die vielen kleineren Aussteller ein finanzierbares Plätzchen auf einer internationalen Uhrenmesse in Genf findet. Wenn sich die Uhrenindustrie auf einen Termin und einen Ort einigen kann, dann ist wie in jeder Krise die Hoffnung auf eine bessere Zukunft gerechtfertigt.
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