Im Februar 1926 registrierte die Uhrenfabrik »Veuve de Philippe Hüther« die Marke Tudor im Auftag von Hans Wilsdorf, dem Gründer von Rolex.
Nach der Verlegung des Firmensitzes nach Genf erwarb Wilsdorf die exklusiven Nutzungsrechte an der Marke Tudor. Ziel war es, eine Armbanduhr zu schaffen, die von Fachhändlern preisgünstiger als Rolex verkauft werden konnte, aber dennoch dieselbe Zuverlässigkeit, Robustheit und Qualität bot. Tudor sollte eine erschwinglichere Alternative zu Rolex sein, die sowohl Damen- als auch Herrenuhren umfasste.
Ihr Gehäuse war zumeist rechteckig, tonnenförmig oder an den Kanten abgeschrägt. Ab 1932 wurden Tudor-Uhren für den australischen Markt ausschließlich an die Firma Willis ausgeliefert, die sie an die besten Juweliere im Lande verkaufte. Die Tudor Catanach’s für Melbournes ältestes Juweliergeschäft zeichnete sich durch ein Zifferblatt mit zwei cremefarbenen Kreisbögen, arabischen Leuchtziffern, Leuchtzeigern in Stabform aus blau lackiertem Stahl für Stunden und Minutenanzeige sowie einer Minuterie und einen separaten Sekundenzeiger auf der Sechs-Uhr-Position aus.
1936 übernimmt Hans Wilsdorf die Marke Tudor
Am 15. Oktober 1936 übertrug »Veuve de Philippe Hüther« die Marke Tudor an Hans Wilsdorf. Ungefähr zur selben Zeit erschien erstmals die Rose des englischen Königshauses Tudor auf dem Zifferblatt der Uhren. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wollte Hans Wilsdorf seine unternehmerische Tätigkeit ausweiten. Zu diesem Zweck gründete er am 6. März 1946 die Firma »Montres Tudor S.A.« Vertrieb und Kundendienst erfolgte über Rolex. Ab 1947 kam das Wappencshild immer seltener im Logo vor.

Die Anzeigenkampagne 1952 zeigte Menschen bei der Arbeit unter extremen Bedingungen mit einer Tudor.
Stattdessen enthielt dieses nur noch den Firmennamen und die Rose. Die Lancierung der Tudor Oyster Prince wurde von einer auffälligen Werbekampagne begleitet.
Hans Wilsdorf fällte den Entschluss, den Tudor Modellen »zwei Merkmale von Rolex zuteilwerden zu lassen, die keine andere Uhr verwenden darf: das legendäre und einzigartige Oyster Gehäuse und den unverwechselbaren Perpetual-Rotor mit Selbstaufzugsmechanismus.« Noch im selben Jahr kamen 26 Tudor Oyster Prince Uhren auf einer Grönlandexpedition der britischen Royal Navy zum Einsatz.
Die Tudor Oyster Prince verfügt über ein Uhrwerk des Kalibers 390 mit mechanischem Selbstaufzug. Das auf Grundlage eines modifizierten Rohwerks des Typs FEF (Fabrique d’Ébauches de Fleurier) entwickelte Kaliber hat eine Frequenz von 2,5 Hertz, das entspricht 18.000 Halbschwingungen pro Stunde.

Die Tudor Oyster Prince im Einsatz am Handgelenk eines Rennfahrers
bei einem über 1.000 Meilen langen
Motorradrennen,
1953 startete Rolex eine Kampagne zur Robustheit der Tudor Oyster Prince, bei denen die Uhr schwierigsten Betriebsbedingungen ausgesetzt wurde. Ein ungewöhnliches Modell erschien 1957 mit der Tudor Advisor. Als einzige Uhr in der gesamten Geschichte des Unternehmens verfügt sie über einen eingebauten Wecker.
Dieses seltene Modell wurde von 1957 bis 1968 hergestellt. Die gesamte Produktion umfasste gerade einmal einige Tausend Stück. Im Jahr 1954 wurde die erste Taucheruhr aus dem Hause Tudor, die Oyster Prince Submariner, Referenz 7922, präsentiert. Die maximale Tauchtiefe, die anfangs 100 Meter betrug, wurde mit der Einführung des Modells 7924 im Jahre 1958 auf ganze 200 Meter erweitert.

Die Tudor Oyster Prince Submariner aus dem Jahr 1969 war mit einem Automatikwerk der ETA ausgestattet.
Das Jahr 1969 läutete die Ära der zweiten Generation der Tudor Submariner ein, die bis 1999 andauern sollte, als die Modellreihe zum letzten Mal im Katalog erschien. Die Tudor Submariner kam beispielsweise bei der Marine nationale française (MN) und der US Navy (USN) zum Einsatz. Insgesamt wurden so zwischen 1969 und 1999 mehr als 20 verschiedene Modelle in zahlreichen Ausführungen produziert, die jedoch alle die charakteristischen Eigenschaft en der Tudor Submariner Modellreihe besaßen. Ab 1969 wurde die Rose nach und nach vom Wappenschild abgelöst. Die Einführung ihres ersten Chronographen mit mechanischem Handaufzug im Jahre 1970 fand großen Anklang.
Bei der 1976 vorgestellten »Big Block« Serie der Tudor Prince Oysterdate handelt es sich doch um die ersten Chronographen aus dem Hause Tudor mit Selbstaufzugsmechanismus. Die Geschichte der Tudor Chronographen habe ich bereits an anderer Stelle erläutert.
Die Neupositioniierung im 21. Jahrhundert
In den 1970er und 1980er Jahren durchlebte Tudor wirtschaftlich schwierige Zeiten und konzentriert sich auf den chinesischen Markt. Erst in den späten 1990er Jahren und ab den 2000er Jahren konnte Tudor wieder deutlich an Bedeutung und Marktpräsenz gewinnen. Beispielsweise wurde 2013 der amerikanische Markt wieder in den Vertrieb genommen. Die Neupositionierung von Tudor erfolgte maßgeblich durch Philippe Peverelli, der seit 2009 CEO von Tudor war, und Davide Cerrato, der als Creative Director fungierte.
Im Jahr 2015 führte Tudor mit dem MT 5621 eigene Manufakturwerke ein. Im Jahr 2016 folgte die Gründung der Firma Kenissi durch Tudor, die sich auf die Entwicklung und Produktion dieser Uhrwerke spezialisierte. Kenissi ist somit der Dreh- und Angelpunkt für die Herstellung der Tudor-Manufakturkaliber und beliefert neben Tudor auch weitere namhafte Uhrenmarken wie Bell & Ross, Breitling, Chanel, Fortis, Norqain und TAG Heuer.
Die Tudor-Manufaktur in Le Locle, die 2021 nach einer Bauzeit von etwa drei Jahren fertiggestellt wurde, öffnete offiziell im März 2023 während der Watches and Wonders. Diese Produktionsstätte ist räumlich mit der benachbarten Kenissi-Manufaktur verbunden, die 2016 als Fertigungsstätte für Tudor-Uhrwerke gegründet wurde.
Die ganz im Rot von Tudor gehaltene Manufaktur erstreckt sich über fünf Etagen und eine Gesamtfläche von 5.500 Quadratmetern. Insgesamt finden 15o Mitarbeiter hier Beschäftigung. Einige Kaliber werden hier auch als Master Chronometer zertifiziert. Alle Tudor Armbanduhren werden in der Manufaktur geprüft und bieten ein Gangabweichung von minus zwei bis plus vier Sekunden am Tag.
Hinterlasse einen Kommentar