Besonders die Werkschrauben mechanischer Uhrwerke werden gerne thermische gebläut. Aber auch für Indizes und Zeiger wird dieses auch Anlassen genannte Verfahren häufig angewendet. Die zwei wichtigsten Parameter des Anlassens sind die Anlasstemperatur und die Anlassdauer. Das Aufheizen und Abkühlen beeinflusst auch den Anlasseffekt. Der in der Uhrmachere gewünschte Farbton Kornblumenblau wird bei  etwa 300 Grad Celsius erreicht.

Gebläute Schrauben

Gebläute Schrauben fixieren Rubine in einem Goldchaton bei einem Werk von A. Lange & Söhne mit Glashütter Bandschliff.

Die Wege dahin sind unterschiedlich. Manufakturen wie Jaeger-LeCoultre, die große Mengen von Schrauben benötigen, verwenden zum Bläuen einen elektrisch beheizten, mit einigen Umdrehungen pro Minute rotierenden, geneigten Bläuungsofen. Seine Temperatur wird sehr genau geregelt, in seinem Zentrum befindet sich ein nach außen offenes Keramikrohr von ungefähr fünf Zentimetern Durchmesser. Dank der langsamen Drehung des Ofens bleiben die lose geschütteten Schrauben ständig in Bewegung und werden gleichmäßig dem Luftsauerstoff ausgesetzt, ohne dass sie beschädigt werden. Es entsteht ein homogener, farbloser und einige Hundert Nanometer dünner Oxidfilm. Bei kleineren Mengen werden die Schrauben kopfüber in Messingspäne gesteckt und von unten mit einer Gasflamme erhitzt. Sie können aber auch direkt auf dem Metall erhitzt werden. Die Dauer der Wärmebehandlung ist sehr kritisch und kann innerhalb weniger Stunden erheblich variieren. Für Dunkelblau sind es je nach Schraubengröße und Toleranz des Thermostaten zwischen neun und 13 Minuten. Daher müssen sie genau beobachtet werden. Denn wenige Sekunden des Nachglühens zu viel und sie werden wieder schwarz.

Gebläute Schrauben werden auch chemisch gefertigt

Weniger hoch im Ansehen stehen chemisch gebläute Schrauben. Hierfür muss der Nickelüberzug der Schrauben zunächst abpoliert werden, um sie dann in einem  Bläuungssalz zu behandeln. Wird dabei wie so oft der Schraubenschlitz nicht vom Nickel befreit, bleibt hier ein verräterischer Streifen zurück. Der thermische Prozess ist nicht einfach zu beherrschen und verlangt einiges an Geschick und Erfahrung, zumal gebläute Schrauben später im Werk oft dicht nebeneinander sitzen und die Chargen keine Farbabweichung aufweisen dürfen. Gebläute Schrauben sind als Werkschrauben populär. Besonders gut kommen sie in Verbindung mit Rubinen als Lagersteine in Goldchatons zur Geltung. Gebläute Schrauben erfüllen ausschließlich ästhetische Ansprüche, sie werden durch das Verfahren nicht rostbeständiger.

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