Der zweite Tag der Leserreise Dresden 2020 lässt das Städtchen Glashütte in diesem Jahr außen vor, denn die Manufakturen von Glashütte Original und A. Lange & Söhne sind für Besucher geschlossen. Am Vorabend luden uns daher Benjamin Pfeiffer-Belli, Vertriebsleiter von Glashütte Original und Wilhelm Schmid, CEO von A. Lange & Söhne persönlich in ihre jeweiligen Dresdener Boutiquen ein.
Leserreise Dresden 2020: Abendessen im Hotel Gewandhaus
Beim Abendessen wurde noch das Erlebte des ersten Reisetages intensiv gemeinsam verarbeitet. Ort war das Fünf-Sterne-Hotel Gewandhaus. Neben den beiden angesprochenen Vertretern nahmen auch Alexander Gutierrez Diaz von Lang & Heyne teil. Auch die Vertreter der am erste Tag besuchten Firmen erfreuten uns mit kurzweiligen Anekdoten, für die tagsüber nicht genügend Zeit gewesen war.
Der Mathematisch-Physikalische Salon Dresden
Am anderen Morgen knirscht der Splitt unter unseren Füßen, als wir durch den Garten des Dresdner Zwingers eilen. Von der Balustrade aus blinzelt uns in der Morgensonne schon der Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons, Dr. Peter Plaßmeyer entgegen. Eine Stunde vor Öffnung der Ausstellung im prachtvollen barocken Bauwerk geleitet er uns zu seinen ausgewählten Instrumenten der Zeitmessung. Zunächst zu einem lebensgroßen, trommelnden Bären, der zur vollen Stunde die Uhrzeit schlägt und mit den Augen rollt. Im »Kosmos der Fürsten« genannten Flügel steht die Planetenlaufuhr im Mittelpunkt, die den Stand von Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn anzeigt.
Mit dem blauen Seechronometer vom Thomas Mudge, entstanden 1767 bis 1797, ist der Sammlung der Erwerb eines uhrmacherischen Meilensteins gelungen, der entscheidend zur Berechnung des Längengrades auf hoher See beitrug.
Mit der Grand Complication Nr 42.500 von A. Lange & Söhne, einer goldenen Taschenuhr mit Ewigem Kalender, Selbstschlag, einer Minutenrepetition und einem Schleppzeiger-Chronographen mit Fünftel-Sekunde aus dem Jahr 1902 ist einer der Höhepunkte der Glashütter Blütezeit hier ausgestellt. Ebenso ein Modell der berühmten Dresdener Fünf-Minuten-Uhr, deren digitale Anzeige als Vorbild für das Großdatum der Lange 1 diente, mit dem diese unverwechselbar wurde.
Exklusiver Einblick in die Restaurierungsabteilung
Der langjährigen Unterstützung der Dresdener Kunstsammlungen durch A. Lange & Söhne verdanken wir einen besonderen Blick hinter die Kulissen. Dr. Plasmeyer führt uns in das nahegelegen Albertinum, wo wir die öffentlich nicht zugängliche Restaurierungsabteilung besuchen dürfen. Die bevorstehende Renovierung einer Turmuhr gibt Ausblicke auf eine kommende Automaten-Ausstellung. Sie soll einmal einen mechanischen Hahn antreiben, der ähnlich dem der astronomischen Uhr im Straßburger Münster zur vollen Stunde kräht. Auch die Geschichte der Restauration der Planetenuhr mit allen wissenschaftlichen Entscheidungen, mit welchen Mitteln und in welchen Zustand die Uhr versetzt werden sollte, erweist sich als hochspannend.
Die Boutique von A. Lange & Söhne wartet mit einer Überraschung auf
In der Boutique von A. Lange & Söhne gegenüber der Frauenkirche erwartet uns eine ganz besondere Überraschung.
Gerade wurden die drei ersten Exemplare der limitierten 1815-Kollektion »Homage to F. A. Lange« zur Tür hereingebracht. Mit diesen begeht die Manufaktur das Jubiläum der Firmengründung vor 175 Jahren.
Charakteristisch ist das Gehäuse aus 18k Honiggold, einer Lange-exklusiven Goldlegierung, die neben dem warmen Farbton auch kratzfester als andere 18k Goldlegierungen sein soll.
Die Kollektion besteht aus einer 1815 Thin mit zweiteiligen Email-Zifferblatt,einem 1815 Rattrapante-Chronographen und dem 1815 Tourbographen, einem Tourbillon mit einer gleichmäßigen Kraftübertragungmit Kette und Schnecke, Ewigem Kalender und Schleppzeigerchronographen mit einem schwarz rhodinierten Zifferblatt aus Honiggold. Auch weitere aktuelle Modelle wie die Odysseus, die erste serienmäßige Edelstahluhr in der Kollektion von A. Lange & Söhne, lassen sich hier ausgiebig unf in Ruhe bewundern.
Leserreise Dresden 2020: Lang & Heyne und die Uhren-Werke-Dresden
Mit Lang & Heyne steht eine Manufaktur auf dem Programm, die ich schon lange nicht mehr besucht habe. Eine Fehler, wie sich herausstellt. Damals befanden sich die Räumlichkeiten noch in Dresden. Mittlerweile ist man mit den Uhren Werken-Dresden, einer weiteren Tochter der Tempus Arte-Gruppe, in Radeberg unter ein Dach gezogen. Der Geschäftsführer Alexander Guiterrez Dias begrüßt uns persönlich und nutzt das Sommerwetter für ein rustikales Barbecue, bevor wir uns zum Rundgang begeben. Gergründet wurde die Manufaktur im Jahr 2001 von Uhrmachermeister Marco Lang und Mirko Heyne. Mirko Heyne ist mittlerweile Konstrukteur bei Nomos und AHCI-Mitglied Marco Lang hat das Unternehmen 2019 in Richtung Selbstständigkeit verlassen. Dafür ist mit Jens Schneider ein neuer Chefuhrmacher und Entwicklungsleiter zur Gruppe gestoßen, der schon die Entstehung der Zweitwerk bei A. Lange & Söhne begleitet und lange Jahr für die innovativen Werke bei Moritz Großmann verantwortlich zeichnete.
Die Kollektion bedient sich sächsischer Herrschernamen. Besonderen Wert wird auf handwerkliche uhrmacherische Traditionen gelegt. Unruhbrücken und Platinen entstehen in der eigenen Fräserei, spektakulär im Tanzsaal der ehemaligen Gastwirtschaft unter einem Kronleuchter angesiedelt.
Sie werden poliert und entgratet und danach anreibeversilbert. Dabei wird mit einer Schweinshaarbürste ein Silberpulver-Salzgemisch auf die Messingteile aufgerieben. Flachteile wie Hebel und Federn werden aus Edelstahl gefertigt und von Hand gefeilt, geschliffen und poliert. Auch die Schrauben werden von Hand mit einer Zinnpolitur versehen. Alle Räder sind konisch geschenkelt. Nach der Anglierung der Zähne erhält die Oberfläche einen Kreisschliff. Das Räderwerk in allen Werken ist aus hartem Roségold gefertigt.
Nachdem wir uns beim Rundgang mit den jungen Uhrmachern über die einzelnen Verarbeitungsschritte ausgteauscht haben, sitzen wir noch zusammen und unterziehen die Kollektion einer gründlichen Überprüfung. Jens Schneider und Alexander Gutierrez beantworten dabei geduldig unserer Fragen, bevor wir wieder gen Dresden aufbrechen.
Die Boutique von Glashütte Original
Zum Abschluss der Leserreise Dresden 2020 machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Boutique von Glashütte Original.
Direkt in einer Passage am Neumarkt in der Altstadt gelegen, könne wir uns hier mit der aktuellen Kollektion von Glashütte Original auseinandersetzen. Der Senator Cosmopolite mit blauem Zifferblatt steht im aktuellen Mittelpunkt des Interesses.
Schon ist es wieder Zeit zum Aufbruch und für mich zur Heimreise, auch wenn einige Leser sich noch ein paar anschließende Tage Zeit für die Schönheiten der Stadt eingeräumt haben.
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