Der Ursprung der kleinen Stadt Glashütte als Mekka der deutschen Feinuhrmacherei geht zu Mitte des 19. Jahrhunderts auf zwei herausragende Persönlichkeiten zurück: Ferdinand Adolph Lange und Carl Moritz Grossmann.
Lange gründete seine Manufaktur 1845 und holte neun Jahre später – 1854 – seinen langjährigen Freund und Weggefährten Grossmann ins Erzgebirge und ermutigte ihn, dort eine eigene mechanische Werkstätte zu gründen, aus der bald auch eine Uhrenmanufaktur werden soll. Nach Grossmanns plötzlichem Tod am 25. Januar 1885 wird seine Glashütter Manufaktur aufgelöst.
Nach gut 120 Jahren erweckt Christine Hutter die Manufaktur wieder zu neuem Leben. Die 1964 im bayerischen Eichstätt geborene Uhrmacherin schloss ihre Lehre 1989 als Beste Bayerns ab.
Ihr beruflicher Werdegang führt sie vom Hamburger Juwelier Wempe zu Glashütte Original und A. Lange & Söhne. Sie sammelt vielfältige Erfahrungen im Marketing und baut neue Vertriebswege auf. Im Laufe der Jahre wächst in ihr der Wunsch nach einer eigenen Manufaktur. Christine Hutter entdeckt die alte Glashütter Uhrenmarke »Moritz Grossmann«, die sie mit Hilfe ihrer Familie schützen lässt.
Am 11. November 2008 gründet sie die Grossmann Uhren GmbH in Glashütte. Hier entstehen Uhren nach traditionellem Vorbild unter Einsatz moderner, computergestützte Konstruktionsverfahren. Die ersten Prototypen werden anschließend von Hand gefertigt, um das Zusammenspiel der Baugruppen zu überprüfen. Schwerpunkt der Manufaktur ist die Oberflächenveredelung und Dekoration der einzelnen Bauteile. Alle werden in einem 45-Grad-Winkel an den Kanten gebrochen und poliert.
Auch die Kanten des Unruh-Reifs sind angliert. Auf den Unruhschenkeln wird ein Wölkchenschliff aufgebracht. Der gestufte Unruhkloben ist mit einer speziellen Regulierschraube ausgestattet. Mit dem Rückerzeiger wird die wirksame Länge der Spirale eingestellt und damit die Ganggenauigkeit der Uhr reguliert.
Das Muster auf dem Unruhkloben ist von Hand graviert. Der gerade Schnitt mit der bogenförmigen Ausfräsung für die Unruh der Zweidrittelplatine ist ein weiteres Charakteristikum. Ebenso die hervorstehenden Goldchatons mit weißen Saphiren und braun angelassenen Schrauben. Der dreifach gestufte Sonnenschliff auf dem Sperrrad verleiht diesem eine unverwechselbare Optik.
Anstelle der Brücken sorgt ein Pfeilerwerk zwischen Werkplatte und Zweidrittelplatine. Es sorgt für besseren Einblick an der Seite und leichteren Zugang zu den Werkteilen. Berühmt waren die Messinstrumente und Taschenuhren von Moritz Grossmann für ihre feinen Zeiger.
Auch heute fertigt die Manufaktur die Zeiger komplett von Hand. Aus einem Rohling herausgearbeitet, werden sie mit Diamantfeilen in Form geschliffen. Die Uhrwerke werden bei Moritz Grossmann in zwei Schritten montiert.
Das Uhrwerk wird im ersten Schritt montiert, geölt und reguliert. In dieser Erstmontage werden Grundeinstellungen vorgenommen und die Einzelteile aufeinander abgestimmt.
Erst in der Endmontage werden die zu Ende finissierten Bauteile zusammengeführt und in das Gehäuse eingeschalt. Die Handaufzugkaliber besitzen einen Zeigerstellmechanismus mit einem Drücker.
Dieser elimininiert zwei mögliche Fehlerquellen: Das Eindringen von Fremdpartikeln in das Gehäuse während des Einstellvorgangs sowie ein ungewolltes Verstellen der Zeiger beim Zurückdrücken der Aufzugkrone. Der Mechanismus schaltet nach einem kurzen Zug an der Aufzugskrone auf Zeigerstellung und stoppt gleichzeitig das Uhrwerk. Es wird über den Drücker unterhalb der Aufzugskrone wieder gestartet.
Beim automatischen Aufzug setzt Moritz Grossmann auf eine Pendelschwungmasse in Form eines Hammers. Mit der Tremblage-Gravur führt Moritz Grossmann eine Oberflächenveredelung mit Vintage Charakter bei den Zifferblättern ein. Mit traditioneller Handwerkskunst wird bei Moritz Grossmann versucht, die Tradition in die Gegenwart zu überführen.
Hinterlasse einen Kommentar