Die Geschichte der Neugründung der Uhrenmarke A. Lange & Söhne hat Walter Lange gerne erzählt. Der Urenkel des Firmengründers Ferdinand Adolph Lange hatte es mit Gunter Blümlein unternommen, die 1948 enteignete Uhrenfirma A. Lange & Söhne als Lange Uhren GmbH wiederzubeleben – im Alter von 66 Jahren. Exakt am 7. Dezember 1990, auf den Tag genau 145 Jahre nach Gründung, wollte er die Firma eintragen lassen. Irrtümlicherweise aber in Dippoldiswalde – tatsächlich zuständig war jedoch das Gericht in Dresden, das an einem Freitag aber schon am Mittag schloss.

 

Nur durch heftiges Klopfen am Türfenster wurde die Putzfrau aufmerksam und so gingen die Dokumente noch rechtzeitig ein.

Die Geschichte der neuen Uhrenmarke A. Lange & Söhne beginnt mit der Lange 1

Mit der Lange 1 trat die junge Firma am 24. Oktober 1994 mit einem Paukenschlag an die Öffentlichkeit. Die ungewohnte dezentrale Zeitanzeige und das damals spektakuläre Großdatum prägen bis heute das Bild der Lange-Kollektion.

Die Präsentation der neuen Lange-Kollektion in der Dresdener Residenz 1994.

Die Präsentation der neuen Lange-Kollektion in der Dresdener Residenz 1994.

Mit dem ebenfalls vorgestellten Tourbillon »Pour le Mérite« und dessen gleichbleibender Kraftübertragung mittels Kette und Schnecke positionierte sich A. Lange & Söhne vom Start weg ganz oben auf dem Olymp der Uhrmacherkunst. Von Anfang an war Wempe einer der Konzessionäre. Die 25-jährige Partnerschaft mündete 2019 in einem Jubiläumsmodell der  1815 Auf/Ab.

 

Seit einem Vierteljahrhundert erstaunt die Manufaktur die Uhrenwelt mit immer raffinierteren Konstruktionen. Auf die Großdatumsanzeige der Lange 1

 

folgte der Zero-Reset-Mechanismus, der die Unruh stoppt und den Sekundenzeiger zum Stellen der Uhrzeit auf die Zwölf-Uhr-Position stellt. So kann der Minutenzeiger präzise auf einen Minutenstrich gestellt werden. Oder der Doppel-Rattrapante-Chronograph »Double Split«, der mittlerweile zum »Triple Split« weiterentwickelt wurde. Auch ein Monatswerk mit patentiertem Nachspannmechanismus, das erste Tourbillon mit Sekundenstopp, eine digitale Zeitanzeige mit exakt springenden Ziffern und die erste Kombination aus einer Sprungziffernanzeige und einer Minutenrepetition entstammen der Glashütter Manufaktur.

Alle Uhrenmodelle wurden seither – bis auf wenige Ausnahmen – ausschließlich in Edelmetallen angeboten, bis im Jahr 2019 mit der Odysseus eine Sportuhr aus Edelmetall die ständige Kollektion ergänzt, von der es mittlerweile aber auch eine Variante in Weißgold gibt.

Die doppelte Montage

Für alle Modelle der Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne gelten die gleichen Qualitätsmaßstäbe. Egal, ob es sich um einen Ewigen Kalender, eine Minutenrepetition oder um eine stähleren Automatikuhr oder ein schlichtes Dreizeigermodell handelt. Alle Komponenten sind mit höchster Präzision veredelt und jede Uhr wird zweimal montiert. Einer der Gründe liegt in der 1864 von Ferdinand Adolph Lange eingeführten Dreiviertelplatine.

Die Dreiviertelplatine von Ferdinand Adolph Lange im Zeitstrahl ihrer Entwicklung

Die Dreiviertelplatine von Ferdinand Adolph Lange im Zeitstrahl ihrer Entwicklung

Auf der einen Seite sorgt sie für erhöhte Präzision, indem sie das gesamte Räderwerk unter einer einzigen Brücke stabilisiert. Auf der anderen Seite erschwert sie die Montage, weil auch ein erfahrener Uhrmacher sie mehrmals auf- und abschrauben muss, bis jede einzelne Welle das für sie optimale Höhenspiel hat. Der andere Grund liegt in dem verwendeten Material. Brücken und Platinen werden bei Lange aus Neusilber gefertigt. Es sorgt für eine gute Stabilität des Werks und überzieht sich mit der Zeit mit einem warmen, feinen Goldschimmer, der die Oberfläche schützt. Deshalb bleibt das Material »naturbelassen«. Es hat jedoch den Nachteil, besonders empfindlich zu sein. Jeder Fingerabdruck hinterlässt dauerhafte Spuren und jeder Schraubenzieher kann minimale Kratzer verursachen. In zahlreichen Arbeitsstunden wird deshalb jedes Lange-Uhrwerk mit viel Fingerspitzengefühl montiert, um dann das Zusammenspiel aller mechanischen Teile perfekt aufeinander abzustimmen. Nur um es anschließend wieder komplett auseinanderzubauen. Nun werden alle Teile sorgfältig gereinigt und viele von ihnen mit feinsten Schliffen und Polituren versehen. Dabei werden selbst solche Teile bearbeitet, die später nicht mehr sichtbar sind. Die Montageschrauben, die im ersten Arbeitsgang mehrfach verwendet wurden, werden nun durch neue, thermisch gebläute Schrauben ersetzt.

Goldchatons

Goldchatons, thermisch gebläute Schrauben und Glashütter Bandschliff verzieren ein Werk von A. Lange & Söhne.

Erst nachdem die Dreiviertelplatine mit dem charakteristischen Glashütter Bandschliff verziert worden ist und der letzte Goldchaton seine Hochglanzpolitur erhalten hat, wird das Uhrwerk ein zweites, endgültiges Mal zusammengesetzt und an über 50 Öl- und Lagerpunkten mit bis zu acht verschiedenen Fetten und Ölen versehen.

 

 

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